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Wider die Brunnenvergifter

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Kritik und Hohn kübelten nach dem Bekanntwerden der Affäre Reder-Frischenschlager gerade auch etliche israelische Zeitungen über Österreich.

So berechtigt die Kritik von außen an Mißständen und Fehlverhalten in unserem Land war und immer sein wird, so unberechtigt ist es, wenn zu solchen Gelegenheiten dann in ausländischen Medien aus den hiesigen neonazistischen Pfützen nur allzu gern ein riesiger brauner Sumpf gemacht wird. Kein Land, kein Volk läßt sich von außen gerne pauschal abqualifizieren — nicht Österreich und auch nicht Israel.

Genau deshalb darf die häßliche Attacke der israelischen Zeitung .^daariv” gegen den Mann, der immerhin 13 Jahre an der Spitze der österreichischen Regierung stand (,J£reisky ist der schmutzigste Jude der jüngeren Geschichte”) auch nicht pauschal als die Meinung der Israelis über unseren Altbundeskanzler angesehen und der Spieß zu antiisraelischen Gegenattacken umgedreht werden.

Die Meinungen über Krei-sky sind gewiß in Israel ebenso wie in Österreich sehr differenziert, reichen von grenzenloser Bewunderung bis zu blankem Haß. Eine ehrliche Beurteilung seiner Person und seiner Politik wird freilich neben Kritik immer auch die Anerkennung für unzählige Verdienste beinhalten müssen. ,Maariv” weiß das auch und würdigte deshalb in einer Art Wiedergutmachung Kreiskys Engagement für die Auswanderung sowjetischer Juden nach Israel.

Und die Moral von der Geschieht': Trau den Brunnenvergiftern nicht! Ob sie in Österreich sitzen oder in der Redaktionsstube einer israelischen Zeitung. Und hoffentlich ist das Klima in Israel besser und sicherer, wenn Kreisky seine jetzt abgesagte Reise im nächsten Jahr nachholen wird.

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