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Widerstand gegen Wachstum

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Der Nordatlantikverkehr sah 1992 einen weiteren Preis verfall; in Europa gab es vereinzelte, befristete und in ihrer Platzanzahl beschränkte Billigangebote (zum Beispiel der österreichischen und deutschen Fluggesellschaften um 2.500 Schilling ein Hin- und Rückflug zwischen Österreich und Deutschland im November und Dezember; von und nach München nur 1.500 Schilling).

Die westeuropäischen Gesellschaften lancierten nach US-Vorbild Viel-fliegerprogramme. Wer mit einer Gesellschaft sehr oft fliegt, kann acc-ross-the-board eine Ermäßigung von zehn bis 15 Prozent lukrieren. Allerdings darf nicht unterschätzt werden, wieviele Meilen benötigt werden, bis ein Gratisflug boniert wird. Auch könnte sich ein Widerstand der Arbeitgeber formieren, da die Mehrheit der Vielflieger ja auf Dienstreise ist, und die Anwartschaft auf den Freiflug damit eigentlich dem Arbeitgeber zusteht.

Ob eine Fluglinie damit letztlich Passagiere für sich gewinnen und anderen Gesellschaften abwerben kann, ist zu bezweifeln und es dürfte für die Gesellschaften insgesamt eher mit einem „Null-Summen-Spiel" vergleichbar sein: Wer häufig von Wien aus seine Reise antritt, wird „Qualiflyer" der heimischen Fluglinie werden, wer häufig von Frankfurt aus fliegt, wird an der „Extra-Ticket-Aktion" der dort beheimateten Fluggesellschaft teilnehmen und diese etwa auch auf einem Flug nach Wien bevorzugen.

Für die nächsten fünf Jahre werden trotz steigender Gebühren wegen des starken Wettbewerbs und des Überangebotes weiterhin sinkende Tarife und der Weltzivilluftfahrt Wachstumsraten von jährlich acht Prozent an Passagieren und sieben Prozent an Bewegungen vorhergesagt. Besondere Wachstumsbereiche sollen dabei der Verkehr mit Osteuropa und mit Femost sein.

Erfahrung zeigt, daß das Wachstum des Luftverkehrs abhängig ist vom jeweiligen Wirtschaftswachstum, wobei das Wachstum des Luftverkehrs zwei bis 2,5 Prozent größer als das der Wirtschaft der jeweiligen Region ist.

Der Absturz eines Jumbo-Jets über bebautem Gebiet in Amsterdam am 4. Oktober 1992, sowie die weiterhin unbefriedigende Lärmsituation in einer Vielzahl von Flughafenregionen und die offene Frage, wie sich Flüge in großer Höhe auf die Ozonschichte er Erde auswirken, haben 1992 allerdings auf einen steigenden Widerstand der Bevölkerung gegen das weitere Wachstum der Zivilluftfahrt gezeigt.

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