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Digital In Arbeit

Wie gerecht sind die Einkommen verteilt?

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Zu den im Beitrag „Kirche und Umverteilung” (FURCHE 35/ 1982) erwähnten abstrakten Prinzipien der katholischen Soziallehre möchte ich einige konkrete wunde Punkte ansprechen: Die Einkommensverteilung für die Arbeitgeber und für die unteren und mittleren Schichten der Arbeitnehmer scheint durchaus gerecht, sie ist es aber sicher nicht bei Managern in Staat, Politik und Wirtschaft, bei den leitenden Angestellten im öffentlichen Dienst und der Sozialversicherung. In einer finanzschwachen (.blutarmen') Volkswirtschaft sind solche Einkommen ausgesprochen wirtschaftsschädlich und daher ein ganz widersinniger Zustand. Spitzengehälter und obere Einkommensgruppen dürfen sich letztlich auch nur aus dem Marktmechanismus verstehen. Für Österreich halte ich eine Einkommensrelation von 1:10 für das Äußerste.

Die hohen Einkommen werden nicht verbraucht, nur die niedrigeren haben hohe Konsumneigung. Wenn aber das Volkseinkommen nicht voll in Kaufkraft umgesetzt wird, kann Vollbeschäftigung nicht aufrechterhalten werden. Dann tritt unwiderruflich Wirtschaftsschrumpfung ein. Die Spardoktrin ist nur bei anhaltender Vollbeschäftigung richtig. Einkommenshöhe und Tarifgestaltung in der gesamten Volkswirtschaft müssen sich mehr als bisher an der Ertragslage der gewerblichen Wirtschaft orientieren; nur hier liegen die realen Maßstäbe zur Analyse und Einkommenspolitik, daran müßten die Bezüge der Spitzenverdiener ausgerichtet sein. Während Unternehmer dauernd zwischen Wohlstand und Konkurs balanzieren müssen, pochen Manager auch dann noch auf ihre „wohlerworbenen” Rechte, wenn Unternehmer bereits längst abgewirtschaftet hätten. Eine nominelle Umverteilung kann aber das Grundübel nur lindern, jedoch nicht dessen Ursachen beseitigen. Nichts ist der menschlichen Gesellschaft verderblicher als zügellose Erwerbsgier. Hier muß unbedingt ein grundsätzlicher Gesinnungswandel Platz greifen.

Karl Mauhart 1040 Wien

Jedem das Seine

In abgrenzender Unterscheidung vom zentralistischen, nivellierenden Sozialismus gibt es eine eigenständige, ureigenste christliche Quelle zur Umverteilung aus der Hl. Schrift, den Kirchenvätern und der neueren katholischen Soziallehre. Gott hat die Güter der Erde, die ein Wirtschaften ermöglichen, für alle geschaffen. Daher ist das Teilen ein Gebot Gottes und der menschlichen Gerechtigkeit. . Zunächst ist aber zu fragen, was überhaupt zum Umverteilen da ist. Damit wirklich etwas dazu da ist, muß vorher möglichst viel erwirtschaftet werden. Ein schlechtes, leistungsträges Wirtschaften ist von vornherein eine schlechte Voraussetzung zum Umverteilen. Eine gute gerechte Umverteilung von Arbeitsplätzen und Einkommen wird auf Dauer ohne gewinnbringende Wirtschaft nicht auskommen.

Nach diesen Voraussetzungen kann nach dem „Wie” der Umverteilung gefragt werden. Weil alle menschenwürdig leben sollen und alle direkt oder indirekt am

Der Bauer bei der Arbeit hätte (so der Bildtext) die Feuilleton-Seite der FURCHE 36/1982 zieren sollen. Durch ein Mißgeschick wurde die hier abgebildete Miniatur von H. Wertinger mit einem Gemälde vertauscht, das die Heuernte im englischen Gloucestershire zeigte. Pardon!

(Aus: „Die bäuerliche Welt” C.H. Beck Verlag)

Erwirtschaften mitarbeiten, ist auch allen vom Kuchen der Wirtschaft auszuteilen. Weil aber Leistung, Qualität und Verantwortung am Erwirtschaften nicht bei allen gleich ist, kann es gerecht nur heißen: Jedem das Seine, aber nicht jedem das Gleiche!

Menschliche Gerechtigkeit, Solidarität mit den Bedürftigen und mit dem Allgemeinwohl rechtfertigen aber die ständige Zusatzfrage, ob nicht die Unterschiede irrsinnig statt gerecht sind, ob nicht die Leistung der Spitzenverdiener überschätzt wird, und die viele Arbeit der Mittel- und Kleinverdiener unterschätzt wird, wenn deren Einkommen sich 40:1, also 250.000 zu 6000 verhalten. Der mutige Vorschlag des VOEST-Kaplans Innerlohinger von 10:1 verdient durchgedacht und durchgerechnet zu werden.

Schließlich wozu Umverteilung? Damit sich nicht zuviel in der Staatsbürokratie anhäuft, auch nicht zuviel bei wenigen Privaten, sondern damit eine gestreute Verteilung und ein starker Mittelstand unter möglichst vielen Privaten die Folge ist.

Pfarrer Franz Hirn 6234 Brandenberg

P. Reinischs Tod

In Nr. 34 las ich mit Interesse den Artikel über den Widerstandskämpfer P. Reinisch. In dem Artikel wurde m. E. etwas von der materiellen Wahrheit verschwiegen, was bei der Bewertung P. Reinisch' problematisch sein könnte. Denn unbeachtet seines Märtyrertodes hat er deshalb den Fahneneid verweigert, weil er ihn nicht Hitler geben wollte. Es gibt Zeilen von ihm, die sinngemäß folgendes aussagen: Er würde jederzeit für Deutschland kämpfen, jedoch nicht unter dem Verbrecher Hitler. Es ging also bei Reinisch lediglich um die Frage, ob man sich einer verbrecherischen Staatsgewalt zur Verfügung stellen darf. Er war kein Wehrdienstverweigerer nach heutigem Verständnis, der selbst militärische Landesverteidigung ablehnt, er hat seinen Märtyrertod auch nicht für Osterreich gebüßt, denn er spricht immer wieder von Deutschland, für das er — allerdings ohne Hitler — kämpfen wolle.

Dr. Gerhard Hartmann D- 5000 Köln

Fürs Vaterland ...

Sicher, ein Vergleich mit den Kriegerdenkmälern des Ostens und des Westens sähe nicht zu Ungunsten Österreichs aus (Nr. 34). Nur, ich will diesen Vergleich nicht. Ich wül nicht ständig alles und jedes damit entschuldigen, weil es woanders noch schlimmer ist. Sicher empfehle ich auch unseren ehemaligen „Kriegsgegnern” (die uns vom Faschismus befreit haben!), ihre Denkmäler zu ändern, wenn diese chauvinistischen Inhalts sind — ansonsten muß den Franzosen, Jugoslawen und Russen zugestanden werden, daß sie für die Freiheit ihres Vaterlandes gekämpft haben. Genauso würden wir gegen einen Aggressor kämpfen, wie es uns aufgetragen ist und durch das Raumverteidigungskonzept vorbereitet wird. So traurig es wäre, aber dann gäben wir wirklich unser Leben für das Vaterland.

Dr. Andreas Maislinger 5110 St Georgen bei Salzburg

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