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Digital In Arbeit

Wie Goldwäscher

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Mit der Arbeit der Goldwäscher, die mit viel Geduld aus Bergen tauben Gesteins die Körner des edlen Metalls sieben, verglich Jury-Mitglied György Sebestyen die Tätigkeit der Juroren im Rahmen des eben abgeschlossenen Drehbuchwettbewerbs „Fernsehspiel“, bei dem neben der FURCHE und dem Verlag Styria diesmal der Club(M) — Verein zur Förderung christlicher Medienarbeit als zusätzlicher Veranstalter und treibende Kraft auftrat.

Wie bereits kurz berichtet, ging der erste Preis an den aus Wels stammenden Nachwuchsautor (und Regisseur) Andreas Gruber, der für die Kenner der Film- und Video-Szene längst kein Unbekannter mehr ist: Von Andreas Gruber waren schon mehrfach Werke im TV-Programm zu sehen, so etwa die Spieldokumentation „Gesandt ist jeder“, eine Sendung über die Rolle der Laien in der Kirche, die er im Auftrag des Club(M) und des ORF für die Abteilung Religion hergestellt hat.

Der mit 50.000 Schilling dotierte erste Preis wurde Andreas Gruber für das Drehbuch „Es wird schon wieder“ zuerkannt. In diesem sechzigminütigen Fernsehspiel geht es um einen 22jährigen Zivildiener und um einen 70jähri-gen ehemaligen Weltkriegsoffizier, der gelähmt im Altersheim von diesem gepflegt wird. Zwischen dem Zivildiener und dem alten Offizier gibt es Konflikte und Wortgefechte, bis verschiedene Ereignisse im Altersheim (Krankheit und Tod anderer Insassen) die beiden konträren Charaktere einander näher bringen: der alte Mann wird gelassener, ist entspannt, genießt es, sich den fremden Händen anvertrauen zu können; der Zivildiener ist nicht mehr so schlampig, beginnt Disziplin und Haltung zu zeigen; gegenseitige Sympathie wird spürbar, die beiden kommen einander näher, ohne von ihren Positionen abzuweichen.

Entgegen den anfänglichen Erwartungen hatte die Jury nicht nur aus einer großen Anzahl von eingereichten Arbeiten auszuwählen, sie mußte auch zwischen relativ vielen guten Arbeiten oder Ideen entscheiden. Neben den ersten beiden Preisen wurden zwei gleichwertige dritte Preise vergeben und darüber hinaus weitere acht Drehbücher oder Drehbuchkonzepte „lobend erwähnt“.

Für .viele Autoren war es schwierig, den christlichen Glauben im Film auch glaubwürdig zu vermitteln. Ist ein Film dann als christlich anzusehen, wenn ein Pfarrer oder eine Ordensfrau vorkommen? Das wohl nicht. Im Ausschreibungstext heißt es: „Christliche Medienarbeit dient nicht nur der Bestätigung des Christentums, sie stellt den Menschen dar, der den Sinn des Lebens in Gewißheit oder Ungewißheit, voll Vertrauen und Zweifel immer als Wagnis zu verwirklichen sucht.“

Häufig wurden Kirche, christliche Werte und irdisches Leben als Jammertal beschrieben, Tod, Sünde, Krisen, Ängste und Hilflosigkeit stehen im Vordergrund, nicht Freude, Liebe, Glück oder Erfüllung. Dieses Phänomen ist jedoch keineswegs ein Spezifi-kum der Filmkunst, sondern das ist—wie die Jury feststellte—in allen Ausformungen der zeitgenössischen Kunst auszumachen. In Zukunft sollte schon die Ausschreibung dazu ermuntern, auch Komödien, packende Unterhaltungsfilme oder fesselnde Krimis einzureichen.

Alle Entscheidungen der Jury wurden einstimmig gefällt. Der zweite Preis ging an den evangelischen Pfarrer Hans-Jörg Dost

(Erfurt, DDR) für „Die Weinberge des P. Janos“; die beiden dritten Plätze gingen an Inge Maria Wilding (Wien) für „Obdach“ and an Manfred Wolter (Woltersdorf, DDR) für „Humpelstilzchen“.

•Unter zahlreichen anspruchsvollen und bedenkenswerten Arbeiten fanden weitere acht Werke bei der Jury „lobende Erwähnung“: „Julia und ihr Schutzengel“ (Wolfgang Strele, Juden-bürg), „Monsignora“ (Michael Graff, Ulm/BRD), „Das Gipfelkreuz“ (Waltraud Paschinger, Rothleiten), „In einer anderen Welt“ (Wolfgang Niedermair, Graz), „Sehnsucht“ (Jörg Reich-lin, Lutschbach/Schweiz), „Theo-dizee“ (Klara Obermüller, Zürich), „Der Name einer Geschichte“ (Konrad Straub, Wetzlar/ BRD) und „Ein ehrliches Unglück“ (Gabriele Kögl, Wien).

Als Juroren wirkten Hans Do-nat (Benno-Verlag Leipzig/ DDR), Anton Fellner (ORF, Wien), Heinrich Krauss (Taurus-Film, München), Hanns Sassmann (Verlag Styria, Graz), György Sebestyen (DIE FURCHE, Wien), P. Leo Wallner SJ (Kath. Zentrum für Massenkommunikation Österreichs, Wien).

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