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Wie in Israel

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Jetzt hat Israel seinen Antisemitismus (arabische Abteilung) so wie einst auch Osterreich seinen Antisemitismus (jüdische Abteilung) unter Kontrolle gebracht: halb recht, halb schlecht, durch ein Gesetz. Vielleicht können wir beide daraus lernen. Es gibt gewisse Parallelen.

Schon im Wahlkampf 1984 hatte in Israel Rabbi Metr Kahane wüste rassistische Töne gegen NichtJuden angeschlagen. Seither ist der damals ins Parlament gewählte rabiate Rabbi immer wieder ungut aufgefallen: durch seine Forderung nach Vertreibung aller Araber aus Israel, durch Aufrufe an jüdische Frauen, jede Beziehung zu NichtJuden zwecks Reinhalten der jüdischen Rasse zu vermeiden, schließlich durch Zerreißen einer rotweißroten Papierfahne zur Schmähung Österreichs.

Rabbi Kahane repräsentiert eine kleine fanatische Minderheit in Israel, die mit religiösen Argumenten und Bibelzitaten Rassenhetze betreibt. Das hat die große Mehrheit der Israelis erregt, und deshalb wurde nun ein Gesetz gegen solche Haßagitation beschlossen.

Da aber weder der religiöse Likudblock noch die Sozialdemokraten die religiösen Wähler vergrämen wollten, gössen sie zuletzt Wasser in den Gesetzeswein: .Zitate aus Religionsschriften oder Gebetbüchern“ gelten nicht als Rassenhetze, „solange sie nicht in der Absicht rassistischer Hetze verwendet werden“. Damit haben die Politiker das Hauptgeschäft der delikaten Unterscheidung Richtern zugeschoben. Wie anderswo.

Wie auch in Österreich. Auch bei uns ist Rassenhetze verboten. Auch in Österreich gibt es eine kleine Minderheit von Personen, die aus rassischen Gründen die Juden ablehnen.

Auch in Osterreich kann das Gesetz nicht alle antisemitischen Äußerungen und Handlungen verhindern. Auch hier entscheiden Richter. Auch in Österreich hat es, zumindest in der Vergangenheit, religiöse Begründungen für Antisemitismus („Christusmörder“) gegeben. Aber auch in Österreich ist die große Mehrheit der Bevölkerung eindeutig gegen Rassenhetze.

Also sollte Israel für Österreich nicht weniger Verständnis haben als für die eigene Problematik und zur Normalisierung der Beziehungen zurückkehren. Wir brauchen und wünschen sie.

Auf selbstgerechter Anklage des jeweils anderen Landes kann eine solche Beziehung niemals gründen. Uns Österreicher muß davor die Realität bewahren: Im Reden ist Metr Kahane heute radikaler als der radikalste österreichische Antisemit. Im Umbringen ist unser Vorsprung nicht mehr einholbar.

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