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Wie nehmen wir Junglehrer auf?

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Der A utor ist Professor an der Pädagogischen A ka-demie der Diözese Graz-Seckau

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Der A utor ist Professor an der Pädagogischen A ka-demie der Diözese Graz-Seckau

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n diesen Tagen und Wochen treten auch viele neue Lehrerinnen und Lehrer der Volks-, Haupt- und Sonderschulen sowie der Polytechnischen Lehrgänge (in Österreich mit dem Sammelbegriff „Pflichtschullehrer" bezeichnet) ihren Dienst in den Schulgemeinden an.

Zuallererst sind es wohl die Schüler, die ihre Hoffnungen auf das Wissen, das Können und auf das Verständnis der neuen Lehrerinnen und Lehrer setzen. Aus diesen Begegnungen werden die Gespräche in den Familien in Gang gesetzt, die um konkrete Hoffnungen auf gute Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule auch über die neuen Lehrerinnen und Lehrer kreisen.

Diese finden auch sehr bald Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen an der jeweiligen Schule, zumal trotz der reichlich vermittelten Wissensbereiche und eingeübten Fertigkeiten der Ausbildungstätten ein Ubergang in den Beruf des Pflichtschullehrers auch der kollegialen Erfahrung und Wegbegleitung bedarf.

Es gibt heute immer mehr Direktorinnen und Direktoren, die den neuangestellten Erziehern den so wichtigen „Start" erleichtern, indem sie im Einvernehmen mit dem Bürgermeister, dem Elternvereinsobmann und dem Kollegium die Neuzugänge in einer „Eröffnungsparty" vorstellen oder zumindest in die Schulklassen begleiten. Hier werden Informationen zur Person, zur Herkunft, der Ausbildungsstätte und auch der Zukunftspläne oder Erwartungen der „Neuen" gegeben.

In der Kirche gibt es den Brauch, die neubestellten Priester in den Pfarrgemeinden einzuführen. Ich könnte mir vorstellen, daß dies im noch pfleglicheren Maß als bisher auch den neuangestellten oder zuversetzten Lehrerinnen und Lehrern zuteil werden könnte.

Denn gerade die Pflicht-schullehrer wirken auch in vielen kleineren, überschaubaren Gemeinden, wo jeder jeden kennt (oder kennen möchte),wo es verschiedenste Erwartungen an die Lehrer auch auf das Mitwirken in der Katholischen Aktion, in Vereinen und bei verschiedenen Kulturinitiativen gibt bis hin zum Engagement in den politischen Einrichtungen der Gemeinde selbst.

Zu diesem „Bündel von Rollenerwartungen", auch durch die angedeutete Funktionsfülle, gerade an die jungen Lehrerinnen und Lehrer, ist die Tatsache zu bedenken, daß sie sich selbst noch in der Lebensphase befinden, den Partner fürs Leben zu wählen und Familie und Hausstand zu begründen. Daher scheint mir die Frage des „guten Starts" so wichtig.

Was tun die Pfarrgemeinden, wenn neue Lehrer an die Schulen in ihrem Bereich kommen? Schließlich sind von den 14 Pädagogischen Akademien Österreichs sechs katholische „Privatanstalten". Finden sie auch von offizieller lokaler Seite Aufnahme in Gesprächskreisen der Priester, Laien-Religionslehrer oder Verantwortlichen der Katholischen Aktion? Werden überhaupt Einladungen versucht?

Als ich seinerzeit als Volksschullehrer in der Oststeiermark „startete", fand ich für mein Leben entscheidende Hilfen und Wegweisungen über die an „meinen" Schulen als Religionslehrerkollegen wirkenden Seelsorger. Die Katholische Jugend nahm mich als Berater in ihre Reihen auf.Eines meiner Begleitbücher für diese Herausforderung war die „Praxis der Selbsterziehung" von Friedrich Schneider. In der „Gemeinschaft katholischer Erzieher in Steiermark" fand ich bald gleichgesinnte Freunde und zusätzlich religiöse Führung durch den „Gemeinschaftskaplan". Ich nenne hier nur die Landschaftstreffen und zentralen Tagungen der Erziehergemeinschaft.

Der FURCHE verdanke ich in all den Jahren eine Fülle von wegweisenden Bildungselementen. Friedrich Funder hat zu seiner Zeit nachdrücklich gefordert, seine Zeitung habe ihre besondere Aufgabe auch für die „lokale und regionale Intelligenz", gleichsam für die „personale Infrastruktur" gerade auch in den Dorf-, Markt-und/oder Pfarrgemeinden.

Die jungen Lehrerinnen und Lehrer wollen sicher nicht bloß „vereinnahmt" und zu „Diensten gezwungen" werden, sie wollen zunächst herzliche und verständnisvolle Aufnahme. Da an sie unendlich Vielfältiges durch Schüler, Eltern und Gesellschaft an Erwartungen herangetragen wird, sollten wir ihnen, wo wir christliche Verantwortung tragen, helfend zur Seite treten.

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