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Digital In Arbeit

Wie pannensicher sind Betriebe?

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Effizienz, das magische Wort in der Wirtschaft: Sie produ- ziert komplexe Abläufe, si- chert damit auch den Erfolg, macht aber auch für Pannen anfällig. Vorsorge wird über- lebenswichtig.

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Effizienz, das magische Wort in der Wirtschaft: Sie produ- ziert komplexe Abläufe, si- chert damit auch den Erfolg, macht aber auch für Pannen anfällig. Vorsorge wird über- lebenswichtig.

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Computerexperten sind sich ei- nig: Etwa die Hälfte der Unterneh- men hätte bei einem Computeraus- fall über mehrere Tage sehr ernste Probleme. Das kann sogar bis zum wirtschaftlichen Ende führen. Schuld daran ist die zunehmende Verflechtung der Finanztransaktio- nen und die daraus resultierende Schnelligkeit der administrativen Abläufe.

Ein weiteres Problem sind die „Lager auf der Straße", wie sie durch „Just-in-Time-Produktion" entstehen, und die nur mit Compu-

terunterstützung gehandhabt wer- den können. Und noch einen Grund gibt es: Die Menschen jener Alters- gruppen, die noch manuelle Ver- fahren beherrschen und improvi- sieren könnten, beenden derzeit ihr Berufsleben.

Im besonderen Maß sind mitt- lere und kleine Unternehmen von den genannten Gefahren bedroht. Während Großbetriebe sich allein durch den Umfang einer Katastro- phe und die Berichterstattung darüber eines Mitleideffekts und des Verständnisses von Geschäfts- partnern - zumindest solange dies nichts kostet - sicher sein können, wird ein Kleinbetrieb wohl sang- und klanglos aus der Lieferanten- datei gestrichen, und seine Verbind- lichkeiten werden sicherheitshal- ber fällig gestellt.

Die Steuerung von Produktions-

anlagen erweist sich als größtes Sicherheitsrisiko. Fehlfunktionen in chemischen Anlagen oder Kraft- werken können unmittelbar Men- schenleben oder die Umwelt be- drohen. Der Ausfall eines Rechners bei „Just-in-Time"-Produktion bedeutet zumindest den Verlust von Aufträgen aber auch von Kunden. Der Schaden durch den Rechner- ausfall kann binnen einer Woche die Höhe von Umsatzprozenten erreichen. Das ist eine Größenord- nung, in der für die meisten Bran- chen auch der Jahresgewinn liegt.

Daher werden Maßnahmen zur Sicherung der Software-Qualität und der Kontinuität immer wichti- ger.

Zur Verringerung des Katastro- phenrisikos gehen immer mehr Unternehmen und Organisationen dazu über, in sogenannten „K-Plä- nen" (Katastrophen- oder euphe- mistisch Kontinuitäts-Plan) die Maßnahmen für den Ernstfall zu- sammenzufassen. Diese K-Pläne sind nicht nur auf Computer und Rechenzentren beschränkt, sondern umfassen alles, was im weitesten Sinn mit Informationsverarbeitung, -bereitstellung und -Übermittlung zusammenhängt, also zum Beispiel auch Telefonzentralen und Verviel- fältigungsmöglichkeiten.

Mehr als die Hälfte aller Unter- nehmen verfügt jedoch noch über keinen Kontinuitätsplan. Und von den Firmen, die glauben, einen zu haben, hat ihn die Mehrzahl noch nie getestet.

Drei Hauptproblemen muß ein K-Plan Rechnung tragen: Der Ver-

nichtung von Daten und Ressour- cen. Dabei sind die Ursachen, seien es Elementarereignisse, Unfälle, die außerhalb des Unternehmens ge- schehen, oder terroristische Akti- vitäten, gleichgültig. Zunehmend wichtig wird auch

die Zugänglichkeit der eigenen Betriebe. Da immer mehr Unter- nehmen ihre Standorte in Industrie- zonen und nahe von großen Ver- kehrswegen haben, steigt die Wahr- scheinlichkeit, von einer Katastro- phe in der Nachbarschaft oder ei-

ner großräumigen Kontamination etwa nach einem Verkehrsunfall betroffen zu sein. Dadurch kann dann beispielsweise ein Bürogebäu- de für einige Tage in einer gesperr- ten Zone liegen.

Schließlich muß auch mit länger andauernder Unbrauchbarkeit vor allem von Daten oder Programmen nach fehlerhafter Programmierung oder auch gezielten Software-At- tacken - Stichwort „Computervi- rus" - gerechnet werden.

Wie bei allen Sicherheitsproble- men gibt es verschiedene grundle- gende Strategien, den Katastro- phenfall bewältigbar zu machen.

Und auch wenn eine Organisation keinesfalls eine Zerstörung der Informations-Technologie (IT)- Funktionen überleben könnte, so konkurrieren selbstverständlich alle Vorsorgemaßnahmen und die von ihnen verursachten Kosten mit allen anderen Risiken, denen ein Unternehmen ausgesetzt ist (Pro- duktentwicklung, Wechselkurse und so weiter).

Es ist eine Unternehmensent- scheidung, welches Risiko wie abgedeckt wird. Diese Entschei- dung kann auch heißen: „keine" oder ( wahrscheinlicher) „keine vollständige Vorsorge".

K-Pläne werden heute notwen- digerweise auf bestehende Organi- sationsformen aufgestülpt, was Mehrkosten und geringere Sicher- heit bedingt. Künftig fließt die Kontinuitätsplanung, ähnlich wie die Planung der Finanzierung, be- reits in die Unternehmensstrategie ein und ist zumindest ein wesentli- cher Bestandteil der IT-Strategie.

Konitnuitäts-Strategien der wichtigsten An- bieter in Österreicher werden auf der Kongreß- Messe „Computer-Sicherheit 90" vom 16. bis 19. Oktober 1990 in Wien präsentiert.

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