6815256-1973_05_04.jpg
Digital In Arbeit

Wie Portugal...

Werbung
Werbung
Werbung

Eher verwirrende Ausblicke auf die Stellung der österreichischen Bildungspolitik in den einschlägigen internationalen Statistiken boten sich kürzlich österreichischen Bildungsund Wissenschaftsjournalisten.

Die Vorhut der Bevölkerungslawine von morgen sitzt heute vorerst im Kindergarten und in den Schulen, aber bereits 1980 werden in Wien 96.000 junge Menschen das Maturaalter erreichen, gegenüber nur 53.000 im Jahre 1968. Das bedeutet eine Zunahme um volle 83 Prozent!

Damit wird Wien voraussichtlich Österreichs „jüngstes Bundesland“, denn laut Vorausberechnung des Statistischen Zentralamtes wird das Mehr an Maturanten und Jugendlichen im Maturaalter 1980 gegenüber 1968 in Oberösterreich 27 Prozent, in der Steiermark 22 Prozent, in Salzburg immerhin 36 Prozent, in Wien aber mehr als doppelt soviel ausmachen.

Die Größenordnung dieser Fragen erhellt allein schon aus der Tatsache, daß Wien auch dann, wenn kein höherer Prozentsatz der Achtzehnjährigen als heute die Universität besucht, bereits in sieben Jahren für die heute längst geborenen Studenten eine neue Universität benötigen wird. Das heißt einen neuen Universitätsstandort.

Das bedeutet einen neuen, großen, voraussichtlich für eine umfangreiche Palette von Fakultäten bestimmten Universitätsbereich, der noch obdachlos ist — das Institut für Raumplanung ist im Auftrag des Wissenschaftsministeriums mit Untersuchungen über Hochschulstandorte im Raum von Wien beschäftigt. Es -geht zunächst darum, den Flächenbedarf, mit dem gerechnet werden muß, zu ermitteln. Parallel damit wird ei* Katalog von Standorten, die überhaupt in Frage kommen, ausgearbeitet.

Immer besteht dabei die Gefahr, den künftigen Bedarf zu unterschätzen. Man strebt nach einem prognosegerechten Bauen, doch die Prognosen selbst sind von vielen Unsicherheitsfaktoren geprägt. Bereits von 1955 bis heute haben sich die Hörerzahlen der österreichischen Hochschulen verdreifacht, wobei der Ausländeranteil mit 16 Prozent gleich blieb, die Anzahl der Ausländer sich also ebenfalls verdreifacht hat. Der Hörerzuwachs seit 1966 von 8000 Studierenden entfiel dabei nur zu einem Viertel auf Wien, wo die Studentenzahl um 12 Prozent zugenommen hat, gegenüber 400 Prozent in Linz und 300 Prozent in Salzburg (mit ihren neuen Studienrichtungen).

Dr. Eva Knollmayer von der Abteilung Planung und Statistik im Wissenschaftsministerium meint, daß Österreich mit seinen Hochschulausgaben (gemessen am Nationalprodukt) sich zwar mit anderen Industriestaaten messen könne, mit einem Anteil von nur 0,67 Prozent Studierender an der Gesamtbevölkerung aber in einer Linie mit Ländern wie Spanien, Irland, der Türkei, Portugal, Island und Luxemburg steht.

Überdies treten an die Hochschule immer mehr völlig neue Anforderungen heran: So ist die Errichtung einer Kunsthochschule in Linz mit dem Schwerpunkt auf Bedürfnisse der Industrie (Umweltgestaltung, Innenarchitektur, Industrie-Design usw.) bereits zu einem drängenden Problem, das immer stärker auf Vorrang pocht, geworden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung