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Wie sehr ist Haider wieder da?

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„Haider ist wieder da! - Landeshauptmann Josef Krainer und die Volkspartei demoliert!" So jubelte die,.Kronen-Zeitung" nach der steirischen Landtagswahl.

Nur damit die Relationen verständlich werden: die steirische ÖVP hat nach 34 Jahren absoluten Regierens die absolute Mehrheit verloren und erhielt noch 44,2 Prozent der Stimmen. Die FPÖ verdreifachte ihren Stimmenanteil gegenüber der Landtags wähl 1986, die ÖVP verlor 7,5 Prozent der Stimmen und vier Mandate. Im Vergleich zur Nationalratswahl im Vorjahr gewann die Volkspartei elf Prozent dazu, die FPÖ verlor 1,4 Prozent.

Auch in der Steiermark kehrt nun die politische Normalität ein, und zu der gehören absolute Mehrheiten nicht mehr. Ob Haider in dem Maße wieder da ist, wie die steirischen Wahlen signalisieren - das werden die Landtagswahlen in Oberösterreich zeigen.

. Es hat nämlich den Anschein, als ob es einige Besonderheiten in der „Grünen Mark" gäbe. Eine Fülle von lokalen Problemen schürte Unzufriedenheit gegenüber der führenden Partei, die übrigens während des Wahlkampfes nicht einmal beim Namen genannt wurde. Dazu kam eine gewisse Anmaßung, die allzulanger Gebrauch der absoluten Macht mit sich bringt. Schließlich wuFde auch die

„steirische Breite" manchmal überbeansprucht, was der Glaubwürdigkeit nicht zuträglich war: Josef Krainer wurde zum Beispiel mit jenem Vorzugsstimmen-Modell zusätzlich gefördert, gegen das die ÖVP bei Franz Vranitzky heftig polemisiert hatte.

Schließlich gab es in der Anerkennung Sloweniens und Kroatiens ein allzu durchsichtiges Doppelspiel: Einerseits wurde sie vom Landtag gefordert, andererseits übten die steirischen Nationalratsabgeordneten brav Koalitionstreue, als es in der Sondersitzung des Parlaments um eben diese Anerkennung ging.

Ein eigenes Kapitel sind die Grünen auch in diesem Land: Der Zwist zwischen Grün-Alternativen und Grünen, die bei der letzten Landtagswahl gemeinsam kandidierten, wurde von der ÖVP bewußt gefördert. Getrennt schafften sie den Einzug in den neuen Landtag nicht. So kam das Potential an Protestwählem fast ausschließlich den Freiheitlichen zugute.

Und die SPÖ war mit ihrem neuen Spitzenkandidaten Peter Schachner-Blazizek alles andere als Sie versprochene „neue Kraft". Der Ex-Generaldirektor hatte sich im innerparteilichen Kampf mit dem Gewerkschaftsflügel verausgabt und war sichtlich auch gar nicht willens, den emsthaften Herausforderer zu spielen. Fazit: Stimmentiefststand und Verlust eines Mandates.

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