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Wi(e)der die Abtreibung

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Neulich habe ich im Bildungswerk Linz einen Vortrag über “Chancen in der Krise“ gehalten. Dabei sprach ich natürlich auch von der Krise, in der Ehe und Familie stecken und versuchte, positive Konsequenzen aufzuzeigen. In der anschließenden Diskussion wollte mich eine Gruppe auf die Frage der Abtreibung festnageln. Es kam der alte, aber falsche Vorwurf, die Bischöfe hätten zur Fristenregelung geschwiegen. Vehement wurde verlangt, die Kirche müsse alles tun, um die Bestrafung der Abtreibung zu verschärfen.

Am Ende dieser Diskussion kamen mir folg ende Gedanken:

1. Es gibt bestimmte Kreise, die bewerten eine Predigt oder einen Vortrag als “katholisch“, wenn nur, vom Thema gefordert oder nicht, auch über die Abtreibung gesprochen wird. Selbst dem Grundtext zum geplanten Sozialhirtenbrief wirft man vor, er schütze nicht die Schwächsten, weil er nicht von den Ungeborenen rede. (Der Grundtext selbst hat bekanntlich den Brennpunkt “Arbeit“ gewählt!)

2. Man kann ein wichtiges, ja sogar lebenswichtiges Anliegen auch bei gutwilligen Menschen ad absurdumführen, wenn man es in einer penetranten, fast sektiererischen Weise vertritt.

3. Es ist ungeheuerlich, jeden, der nicht immer dann von der Abtreibung redet, wenn andere es gerade wünschen, zu verdächtigen, er nehme es mit dem umfassenden Schutz des Lebens nicht ernst.

4. Werturteile kannmannicht einbläuen, sondern man muß sie plausibel machen. Hinsichtlich. Umweltschutz, gegen Tierquälerei und Mißhandlung von (geborenen) Kindern ist das relativ schnell gelungen. (Wie von selbst kam da der Ruf nach strengeren Strafen!). Daß ungeborene Kinder ebenso zu schützen seien, ist leider noch immer vielen nicht bewußt. Hier muß die Mentalität verändert werden. Das gelingt nur durchAufklärung, beharrliches Argumentieren, nicht aber durch Verteufelung und Ruf nach Strafe.

5. Selbst wenn die Kirche es wollte, könnte sie das Strafrecht nicht ändern. Das kann nur das Parlament. Zur Zeit gibt es aber dort keine einzige Partei, die eine solche Änderung vorzuschlagen bereit wäre.

Die Abtreibung ist ein viel zu wichtiges Thema, als daß man ihre Bekämpfung einer Gruppe von Fanatikern Überlassen könnte. Wir alle müssen uns noch viel effizienter für das Leben einsetzen. Immer wieder die Abtreibung im Mund zu führen aber heißt noch lange nicht, etwas Wirksames wider die Abtreibung zu tun.

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