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Wien als Alptraum

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Die verblüffend genaue Milieuschilderung der Wiener zwanziger Jahre ist nur der Hintergrund, vor dem sich eine unheimlich phantastische Romantragödie abspielt.,.Eine Ehe in Wien" von David Vogel, 1928/29 hebräisch geschrieben, in Tel Aviv erschienen, hat inzwischen Neuausgaben und Übersetzungen in mehrere Sprachen und nun auch eine ins Deutsche erreicht. Der 1891 in Rußland geborene Autor lebte 1912 bis 1929 in Wien, übersiedelte nach Paris, wurde dort 1944 an die Gestapo verraten und ist im KZ umgekommen. Er schrieb Lyrik und Prosa in hebräischer Sprache.

Rudolf Gordweil, die Hauptfigur, mittelloser Schriftsteller, zaghaft, aber ein starker Beobachter, der auf Unterstützung durch Bekannte angewiesen ist, lernt eine junge, herrische Baronesse kennen, die in dem Willenlosen das richtige Objekt für ihre sadistische Veranlagung erkennt. Sie heiratet ihn, um ihn auf jede mögliche Art zu quälen. Der Wehrlose ist ein Anti-held und könnte in seiner schicksalhaften Ausweglosigkeit von Franz Kafka ersonnen sein. Zuletzt, so gut wie von Sinnen, bringt er sie um.

Der Roman ist ein artistisch pikantes Gemisch: Wien, Wiener und Wienerinnen sind authentisch gezeichnet, werden aber zum Personal eines pak-kenden Alptraumes.

EINE EHE IN WIEN. Von David Vogel. List Verlag, München/Leipzig 1992.444 Seiten, öS 343,-.

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