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Wiener Galerien

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Galerie Ulysses (1., Opernring 21, bis Ende Juni): Markus Prachensky gilt als später Abstrakter, der seinen Stü und seine formale Sichtweise treu beibehalten hat. Auf den ersten Blick zumindest. Noch immer dominiert die Farbe als einziges gestalterisches und

ästhetisch-erkenntnisvermittelndes Medium. Farbe als Kunstsprache. In den neueren Bildern hat Prachensky sich geändert, verwendet nicht mehr ausschließlich Rot, weicht aus in andere Farben, erhöht den formalästhetischen Reiz seiner Aquarelle. Eine interessante Schau, die wieder einmal die Problematik der mittlerweile schon „klassisch“ gewordenen Abstrakten aufwirft.

Zentralsparkasse (Zweigstelle Sim-mering, Simmeringer Hauptstraße 98, bis 25. Juni): Wolfgang Hruschka stellt Graphiken und Aquarelle aus. Vorwiegend Städtebilder mit poetischen, sich verflüchtigenden Konturen, die durchaus ansprechen, fast zum Träumen verleiten.

Galerie Basüisk (1., Schönlaterngasse 7, bis Ende Juni): Hans Mlenek mit seinen „Hautbildern“ attackiert brutal eine entfremdete, verkommerzialisierte Sexualität, stellt nackte, zu Ware gewordene Körper schonungslos dar. Die Hülle des Scheinindividuellen ist weggerissen. Beklemmende, aufrüttelnde Bilder.

Galerie Schwarzer (1., Dorotheer-gasse, bis 26. Juni): Eine Wilhelm-Traeger-Retrospektive, die vor allem historisch interessiert. Sozialkritische Holzschnitte aus den dreißiger Jahren, agitatorisch. Dokumente sozialer Auseinandersetzungen.

Galerie in der Staatsoper (1., Kärntnerstraße, bis Anfang Juli): „Graphik aus Israel“ soll einen Uberblick über das bildnerische Schaffen in diesem Lande geben. Man wird den Eindruck nicht los, es handle sich um eine lieblos zusammengeraffte Präsentation. Die Bilder sind formal durchaus ordentlich, brav, konventionell, handwerklich geschickt. Sie treffen aber nicht, berühren den Betrachter nicht. Eine Staatsschau, die kaum Neues vermittelt

Galerie Brandtstätter (8., Wicken-burggasse 26, bis Anfang Juli): Der junge Wolfgang Sinwel versteht sich als kritischer Landschaftsmaler, der die Industriealisierung, die Verkar-gung und Entfremdung der Natur vi-sualisieren wül, in scheinbar natürlichen Farben, die die Zerstörung, den schleichenden Tod der Landschaft nur noch stärker herausstreichen. Eine sehenswerte Ausstellung.

Galerie Antiquariat Hassfurther (1., Hohenstaufengasse 7, bis Ende Juli): Alfons Walde, bekannt als „Designer“ und Tiroler Berg- und Schneemaler, hat man eine umfassende Retrospektive gewidmet. Man hat damit zwar kein Genie wiederentdeckt, doch ganz abwerten darf man Walde auch nicht. Seine Porträts in der Nachfolge der Se-zessionisten, seine formale Meisterschaft überzeugen auch heute noch. Walde war nie ein großer Neuerer und Revolutionär, auch wenn seine Ideen zur Vermarktung von Kunst recht originell waren. Dennoch, Walde ist mehr als Durchschnitt und man kann es der Galerie positiv anrechnen, einem sogenannten „Mittelmäßigen“ Raum verschafft zu haben. Auch Kunst ist mehr als die Geschichte großer Einzelerscheinungen.

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