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Wiesels Bewährung

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An den Namen des Friedensnobelpreisträgers 1986, des 58jährigen Ungarn aus Siebenbürgen, Elie Wiesel, heftet sieh für viele das Wort ,JXolocaust“, dem Wiesel in Auschwitz und Buchenwald entgangen ist. Seit 1979 nimmt er die Funktion eines Präsidenten in dem von Ronald Reagan gegründeten ,JHolocaust Memorial Council“ ein. Durch diese Friedensnobelpreisverleihung werden Schrecknis und Hoffnung zugleich beschworen.

Holocaust, das Brandopfer, bezieht sich, religionsgeschichtlich gesehen (Elie Wiesel ist Professor der Ju-daistik mit 28 Ehrendoktoraten), auch auf die Aufopferung Isaaks. Isaaks Name, „Gott möge lächeln“, und die Flammen des Brandaltares stehen zueinander in einem mystischen Bezug. Wie Isaak erlebt sich Elie Wiesel als Entronnener, dem die ihm erwiesene Gnade im Dienst der Versöhnung und der Heilung zur Bewährung wird.

Aus dem Entsetzen muß das Rettende einer reiferen Menschlichkeit hervorgehen.

Diesen Wandlungsprozeß hat er seit seinem ersten Roman ,JLa nuit“ (1958) und immer wieder in Novellen und Romanen aufgegriffen, weshalb er auch auf der Anwärterliste der Nobelpreisträger für Literatur zu finden war. Daß Ethik und Literatur hier ein enges Bündnis eingegangen sind, das jetzt mit dem Nobelpreis gekrönt wurde, ist ein verheißungsvolles Zeichen: Jener Literatur, die sich als Integrationsfeld der Werte versteht, wird die gebührende Anerkennung zuteil.

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