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Winter der Unzufriedenheit

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Einst scherzte man in Washington: „Es wird allgemein angenommen, daß sich Kanadier und Amerilcaner so warm über die Grenze zulächeln, daß die Großen Seen niemals vollkommen zufrieren können." Nun erklärt der Gewericschaftsführer Ed Finn: „Wenn Kanada als unabhängige Nation überfeben soll, muß die nächste Wahl im Zeichen des Kampfes gegen die wirtschaftlidia imd kulturelle Annektierung durch die USA stehen."

Immer höher branden die Wogen der Anti-USA-WeUe. Die Regierungen der Pträrieprovinzen Manütoba, Saskatchewan und Alberta verfügten einen Boykott gegen die Konzerne General Motors, Ford, Ohrysler und American Motors, da sie nicht bereit sind, sich deren Preisdiktat zu fügen. Ein sensationelles Programm, vom staatlichen Femsehnetz der Canadian Broadcasting Corporation ausgestrahlt, schilderte den Untergang der Nation Kanada und den Einzug des amerikanischen I^äsiidenten in Ottawa, der hier den „Anschluß" proklamiert. Um die Sendung besonders realistisch zu gestalten, war Stanley Burke (als Crackreporter der CBC bekannt) der Hauptsprecher. Auf dem Gebiet der „Geistigen Landesverteidigung" zwingen neue Vorschriften die Hörfunk- und Fernsehsender, mehr Zeit kanadischen Darbietungen zu widmen; ein Erlaß, der sich gegen die Flut der Programme aus den USA richtet.

700.000 Arbeitslose

Immer schon waren Kanadas Liberale mehr proamenikanisch als die Konservativen und die Sozialisten, doch selbst Pierre Trudeau, Premier-miniLster und Führer der Liberalen, behauptet noon, Kanadas Dasein neben den USA gleiche dem Schlaf net)en einem Elefanten. Wie freundlich und gut gelaunt das mächtige Vieh auch sei, man werde von jeder seiner Bewegungen gefährdet. Seltust ein freundliches Anschmiegen könne beängstigende Folgen haben. Was Trudeau betrifft, so wächst selbst in seiner Liberalen Partei die Unzufriedenheit mit ihm. Ob Trudeau ein „Versager" sei, erforschte der hberale „Toronto Star", und Doktor Pat McGeer, Führer der Liberalen dn British Columbia (Kanadas Kalifomim), befürchtet Blut auf den Straßen, wenn nicht etwas geschieht, um die Arbeitslosigkeit zu bekämp-. fen. I. H. Asper, Führer der Liberalen in der Prärieprovinz Manitoba, sprdchtt von einem „Winter der Un-zufriedienhedt".

Schon sind 8,4 Prozent der Arbeitskräfte in Quebec steUenios. Der von den Terroristen-Separatisten ermordete Pierre Laporte war von ihnen ,3Iind’Ster für Arbeitslosigkeit" geschmäht worden.

Große Plakate der KcMiBervativen Partei zeigen mit immer neuen Zahlen die rapid kletternde Arbeitslosenzahl. Daneben die Worte: Die

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