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„Wir brauchen Schutz!"

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(7.Sr.)-„Wann wird das menschliche Gewissen endlich erwachen und etwas gegen die systematische und perverse Zerstörung von Menschenleben in Bosnien unternehmen?" Dieser Aufschrei des Erzbischofs von Sarajewo, Vinko Puljic, nach Hilfe kann den grausamen Bürgerkrieg auch nicht stoppen. Humanitäre Hilfe ist längst nicht genug, kritisiert Puljic. Die Bewohner von Sarajewo und anderen Städten in Bosnien-Herzegowina brauchen auch Schutz vor den schweren Waffen.

Der Erzbischof machte in einem dramatischen Appell auf das tragische Schicksal derjenigen aufmerksam, die in serbischen Konzentrationslagern gefangengehalten werden. Er sagte, 50.000 Menschen seien offiziellen Angaben zufolge bis jetzt in Bosnien getötet worden. 70 Kirchen wurden bis jetzt komplett zerstört, die Bewohner von 40 Gemeinden allesamt vertrieben.

Die Verbindung zwischen Sarajewo und Banja Luka, wo Bischof Fran-jo Komarica mit seinen Priestern gefangengehalten wird, ist abgerissen. Viele katholische Priester werden vermißt.

Der Druck gegen die Katholiken in der Vojvodina, meist Kroaten und Ungarn, steigt. Katholischen Nonnen, die auch im Krankenhaus von Zemun (nahe Belgrad) seit 100 Jahren arbeiten, wurden verjagt. Nur mehr wenige sind da. Sie müssen den „Verkauf ihrer Häuser „arrangieren". Wer von den Nonnen nicht „Zivilkleidung" trägt, darf die Häuser nicht verlassen.

In anderen Dörfern der Gegend ist die Lage ähnlich. Im Dorf Hrtkovci, in der Nähe von Zemun, wurden ebenfalls alle kroatischen Bewohner vertrieben. Der Priester des Dorfes konnte überleben, weil er sich einige Tage lang in einem Kornfeld versteckte. Alle Kroaten müssen ihr Hab und Gut „verkaufen" und werden zur Auswanderung gezwungen.

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