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Wird Asbest zum Umweltproblem ?

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Seit durch Untersuchungen in den USA und in Kanada bekannt geworden ist, daß Asbest schwere Lungenerkrankungen (Asbesto-se) sowie Lungen- und Rippenfellkrebs verursachen kann, ist in nahezu allen Industrienationen die Diskussion um die Beschränkung der Asbestverwendung und die Verschärfung von Arbeitsschutzmaßnahmen nicht mehr verstummt.

Auch in Österreich wurde jüngst eine zweijährige Untersuchung über die Gefahren von Asbest in der Umwelt abgeschlossen, in der die Belastung der Bevölkerung und der Asbestarbeiter erstmals dokumentiert wurde.

Lungenveränderungen werden vor allem durch Asbestfasern bestimmter Länge und in einer bestimmten Konzentration verursacht. Obwohl die genauen biochemischen Reaktionen noch nicht geklärt sind, hat sich herausgestellt, daß Fasern von Fünf-tausendstel-Millimeter Länge in einer Dichte von mehr als 1000 Fasern pro Liter Luft Asbestose oder gar Krebs auslösen können.

Die Belastung ist zwar bei österreichischen Asbestarbeitern — insgesamt werden in unserem Land pro Jahr etwa 28.300 Tonnen Asbestzement und andere Asbestprodukte produziert — dank strenger Sicherheitsmaßnahmen eher gering. Doch bestätigte die Langzeitstudie von Wolfgang Felbermayer (Institut für Umweltschutz und Emissionsfragen in Leoben), Univ.- Prof. Manfred Haider und Univ.-Doz. Manfred Neuberger (Institut für Umwelthygiene der Universität Wien), daß Asbestbelastung noch Jahrzehnte nach der Kontamination krebsauslösend wirkt.

Ehemalige Asbestarbeiter im Burgenland und in Niederösterreich waren überdurchschnittlich häufig an Lungen- oder Rippenfellkrebs erkrankt bzw. gestorben. Außerdem ging das Wissen-

schafterteam der Frage nach, in welchem Ausmaß Asbestzement (er wird zum Dachdecken verwendet) und Asbestabrieb eine Gefahr für die Wohhbevölkerung darstellen.

Dabei stellte sich heraus, daß generell die Asbestfaserkonzentration in der Luft in asbestverarbeitenden Betrieben höher war als in Wohngebieten. Allerdings ergab sich auch eine relativ höhere Asbestbelastung der Bewohner jener Orte, deren Hausdächer weitgehend mit Asbestzementplatten gedeckt sind. Schließlich wurde festgestellt, daß die relative Asbestbelastung in Städten wie beispielsweise Leoben zu Spitzenverkehrszeiten signifikant über jenen ländlicher Wohnbezirke lag.

Wie die Wissenschafter versichern, sind die Forschungsergebnisse noch kein Anlaß zu ernsthafter Besorgnis, da die ermittelten Konzentrationswerte deutlich geringer als die arbeitsmedizinischen Normen sind.

Die Mediziner und Techniker warnen aber davor, das Asbestproblem langfristig als Umwelt-und Gesundheitsgefährdung zu ignorieren. Nicht rur die Verwendung von Asbestzement in Dachplatten als Dichtungsmaterial oder als Filter für Wein-, Bier-und Schnapserzeugung müsse eingeschränkt werden, es sei auch dringend nötig, schon heute nach alternativen unbedenklichen Ersatzmaterialien zu suchen.

In diesem Sinne haben bereits einige Industriestaaten, allen voran das Asbestabbauland Kanada, die Asbestverwendung verboten bzw. weitgehend eingeschränkt. Weitere Forschungen sollen zeigen, inwieweit der Abrieb von asbesthaltigen Bremsbelägen von -Kraftfahrzeugen die Straßenbe-nützer einem erhöhten Gesundheitsrisiko aussetzt.

Schließlich bliebe noch zu klären, wie stark die Gefährdung bestimmter Personengruppen (Raucher, Personen mit Lungen-defekten oder angeborener Disposition) tatsächlich ist.

Im Gebrauch dieses vielseitig verwendbaren Materials wird man auch deshalb größte Umsicht walten lassen müssen, weil die abbaubaren Asbestvorräte der Welt voraussichtlich in 25 Jahren erschöpft sein werden.

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