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Wird der Kemalismus doch noch zum Modell ?

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Siebzig Jahre nach der Gründung der türkischen Republik, im Oktober 1923 durch Mustafa Kemal Atatürk, erinnert man sich in der arabischen Welt 'wieder der üblen Erfahrung Atatürks mit den Islamisten. Der Fanatismus der religiösen Rechten hätte damals die Türkei fast die Unabhängigkeit gekostet.

Deshalb gehen Regierungen wie die tunesische heute sehr ähnlich vor wie seinerzeit der Gründer der modernen Türkei. Auch in den türkischsprachigen Republiken Zentralasiens folgt man dem Beispiel Atatürks. Nur müssen sich in der Türkei die Kema-listen endlich der Aufgabe

stellen, den Laizismus konsequent weiterzuverfolgen. Atatürk ging es seinerzeit nicht um die Abschaffung der Religion, sondern vielmehr um eine Läuterung, gewissermaßen um eine Reformation - wozu allerdings der Reformator fehlte. Aus der Reformation wurde deshalb nichts; stattdessen ergab sich eine extreme Polarisierung der Gesellschaft in Laizisten und Islamisten, ohne wirklichen Dialog attischen den beiden Lagern. Im Dialog versuchte sich eigentlich erst der Sozialdemokrat Bülent Ecevit, als er schon nicht mehr Ministerpräsident war und 1985 begann, an der Universität Hamburg Vorlesungen über seine Lesart des Islam zu hal-

ten. Als Regierungschef führte er lange Gespräche mit Gadaffi, der aber Necmettin Erbakan von der Nationalen Heilspartei finanzierte. Heute wird Erbakan aus Saudi-Arabien unterstützt. Andere Islamisten der Türkei lassen sich vom Iran aushalten und führen als Gegenleistung Terroranschläge aus. In vielen Staaten der islamischen Welt werden heute harte Maßnahmen ergriffen, um den islamistischen Terror zu stoppen.

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