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Wirtschaft -was ist das?

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Von Österreichs Universitätsprofessoren ist man gewöhnt, daß sie zeitweise die ständig abnehmende Studierfähigkeit der Maturanten beklagen, nun schlägt aber auch die Vereinigung österreichischer Industrieller Alarm: Eine von ihr beim Fessel-Institut in Auftrag gegebene Studie förderte gravierende Wissensmängel der Maturanten in Sachen Wirtschaft zutage.

So deuteten nur 51 Prozent aller 600 befragen Maturanten (300 AHS, 150 HAK und 150 HTL) den Begriff „Inflation” richtig als „Preissteigerung”, während 36 Prozent „Kursänderung des Schillings gegenüber ausländischer Währung” ankreuzten (eine Lösung, die anscheinend auch der ,.Kurier” für richtig hält, meldete er doch, nur 36 Prozent hätten „Inflation” richtig erklären können).

Nach Schultypen gegliedert beantworteten immerhin 72 Prozent der HAK-Absolventen, aber nur 49 Prozent der HTL- und gar nur 42 Prozent der AHS-Maturanten diese Frage richtig. Auch bei den anderen Fragen lagen die HAK-Maturanten naturgemäß weit vor HTL- und AHS-Absolventen.

Weitere Kostproben: Nur 30 Prozent der Befragten konnten mit „Raab-Kamitz-Kurs” etwas anfangen; nur 43 Prozent erklärten den Begriff „Leistungsbilanz-Defizit”, immerhin 68 Prozent den Begriff „Handelsspanne”, aber nur 35 Prozent den Begriff „Lohn-Nebenkosten” richtig. Die Struktur der österreichischen Wirtschaft (daß mehr als zwei Drittel der Betriebe nur bis zu fünf Beschäftigte haben) kannten nur acht Prozent.

Naheliegende Frage: Wieweit wird die Bevölkerung (wenn schon deren Elite, die Maturanten, solche Wissenslücken aufweist) einem wirtschaftspolitisch geführten Wahlkampf, wie es der nächste zu werden verspricht, überhaupt folgen können?

Für die Industriellenvereinigung meinte Generalsekretär Herbert Krejci, man müsse von jenem Bildungssnobismus wegkommen, der es als „chic” ansehe, von wirtschaftlichen Dingen keine Ahnung zu haben.

Der Leiter der Bildungspolitik-Abteilung, Gerhard Riemer, kritisierte die Vernachlässigung von Wirtschafts- und Sozialkunde im derzeitigen Schulsystem, die mangelnde Aus- und Weiterbildung der Lehrer und die Qualität der Schulbücher auf diesem Gebiet. Er stellte die Einführung eines eigenen Faches „Wirtschaftsund Sozialkunde” zur Diskussion (was vom Unterrichtsministerium sofort abgelehnt wurde).

Lichtblick der Studie: die sehr positive Einstellung der Maturanten zur Arbeit und Leistung. Hoffentlich bleibt sie ihnen.

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