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Wirtschaftspartner Afrika

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Weil wir klein und neutral sind und nie Kolonialmacht waren, sind wir ideale Partner für die Entwicklungsländer.

Was wir uns da jahrelang zur eigenen Erbauung eingeredet haben, können wir vergessen. Kurz: Bei der Hilfe kommt es nicht auf die Größe des Gebers, sondern auf die Höhe des Betrages an. Und ehemalige Kolonialmächte sind für schwarzafrikanische Staaten unverzichtbare Handelspartner.

Am Beispiel der besuchten Länder: Ghana und Nigeria wickeln rund ein Sechstel ihres Außenhandels, Kenia sogar ein Fünftel mit Großbritannien ab. Ebenso ist das Vereinigte Königreich für ein Viertel Haupthandelspartner Simbabwes, das freilich auch mit dem politisch bekämpften Südafrika eifrig handelt: zwischen 15 bis 20 Prozent.

Österreich rangiert unter ferner liefen. Unsere Wirtschaftsbeziehungen mit dem gesamten afrikanischen Kontinent — Anfang der achtziger Jahre noch zwischen fünf und sechs Prozent angesiedelt — haben sich zuletzt bei knapp über zwei Prozent eingependelt. Zum Vergleich: Gesamt-Afrika, also Nord- und Südafrika miteingeschlossen, ist damit für uns als Handelspartner so bedeutend wie Belgien.

Die Wirtschaftsbeziehungen, die sich auf niedrigem Niveau stabilisiert haben, spiegeln die Probleme der jungen kaufkraftschwachen Staaten Afrikas wider: eine horrende Auslandsverschuldung — in Nigeria etwa frißt allein der Schuldendienst 30 Prozent der Deviseneinnahmen — und ein Devisenmangel, durch den 4 selbst notwendige Importe unterbleiben.

Das riesige Kraftwerk Shiroro nördlich von Minna in Nigeria ist eine unfertige Ruine. Der Damm wurde schon 1979/80 gebaut, bis heute wird kein Strom produziert: Kein Geld für die Fertigstellung — und ohne Geld liefert niemand, auch die Voest-Alpine nicht. Jetzt sind die Turbinen da, ist der Kontraktwert bezahlt. Doch ob sie je zu laufen beginnen?

Ein Voest-Alpine-Schicksal vielleicht: Im Hafen von Mombasa liegt unausgepackt eine ganze Düngemittelfabrik; sie ist nicht mehr verwendbar. Der staatliche kenianische Besteller ist in Konkurs gegangen. Der von Kenia garantierte Kredit wird allerdings problemlos bedient.

Die Mehrzahl der Erfahrungen ist jedoch — auf schwarzafrikanischer wie auch auf österreichischer Seite — durchaus positiv:

Kommt man in die Almin-Metall- industrie oder in die Highfield- Sackfabrik in Simbabwes Hauptstadt Harare, hört man über die österreichischen Partner Austria Metall und Lenzing etwa dickes Lob. Steyr-Nigeria hat eine schwierige Zeit hinter sich und jetzt neue Pläne: Auf einem österreichischen LKW-Chassis wird in Kooperation mit einem nigerianischen Unternehmen ein robuster Nigeria-Bus gebaut.

Das große Geschäft läßt sich gegenwärtig nicht machen, aber es lohnt sich, im Geschäft zu bleiben: Das ist augenblicklich sogar die ausgesprochene Devise.

In Kenia und speziell in Simbabwe, die sicherlich als Schrittmacher der Entwicklung angesehen werden können, forciert man derzeit die Gründung kleiner und mittlerer Betriebe, vor allem in ländlichen Gebieten und Kleinstädten. Die 1984 gegründete SEDCO (Small Enterprises Development Corporation) Simbabwes kann bereits auf etwa 400 erfolgreiche Betriebsgründungen zurückblicken. Dabei geht es um drei Stoßrichtungen: die ländlichen Gebiete, die einen Entwicklungsrückstand aufweisen, in denen aber 70 Prozent der Bevölkerung wohnen, sollen herangeführt werden; gelingt es gleichzeitig, dadurch die Abwanderung zu bremsen, bringt das den Städten Entlastung; und schließlich bringen die Betriebsgründungen - bei einer besorgniserregend hohen Arbeitslosigkeit — Arbeitsplätze.

Arbeitslosigkeit: Statistisch ist sie in den Ländern Schwarzafrikas schwer zu fassen. Als arbeitslos gilt nur, wer auch wirklich Ar-, beit sucht. In Kenia zum Beispiel wird die Arbeitslosenrate auf 50 Prozent geschätzt.

Gegen die drückende Arbeitslosigkeit kämpft auch die Entwicklungshilfe an: Seit Jahresbeginn ist in einer Vorstadt von Harare eine Nähgruppe für Jugendliche unter ÖED-Assistenz am Werk, die mit ihrer Hand-Arbeit nicht nur den eigenen Lebensunterhalt verdienen, sondern auch andere zum Nacheifern motivieren will.

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