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Wissenschaft & Forschung im Dienste der Umwelt

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Derin Frankreich lebende griechische Philosoph Cornelius Castoriadis hat folgendes geschrieben: „Was mich interessiert, sagt der Philosoph, sind nicht die Steine und die Bäume, sondern die Menschen im Staat. Freilich konnte er an dieser Behauptung nicht bis zum Schluß festhalten. Seine Reflexion über die Menschen im Staate brachte ihn dazu, ihnen einen Platz in der Welt und eine substantielle Verwandtschaft mit den Steinen und Bäumen zuzusprechen." Was uns interessiert, sind noch immer die Menschen und ihr Staat. Aber wir wissen, daß man sie von Steinen und Bäumen nicht trennen kann. Wir haben auch zu verstehen begonnen, wohin eine solche Trennung führt.

Wenn wir daher von Wissenschaft und Forschung im Dienste der Umwelt reden, dann geht es vor allem darum, eine der unerkannten und versäumten Aufgaben der Moderne nachzuholen. Kein Zweifel besteht darüber, daß die seit Jahrhunderten geleistete ungeheure Arbeit an der Errichtung moderner Gesellschaften unter anderem von dem Gedanken motiviert wurde, der Mensch könne sich zum Herren und Besitzer der Natur machen.

Heute denken wiranders: Die unabänderliche Einbindung des Menschen in die Natur haben wir zu spüren bekommen. Diese Natur ist des Menschen Wohnsitz, niemals sein Besitz, sie bewohnt ihn nicht weniger als er sie. Wenn Sie die Zeitungen von gestern aufschlagen, dann fallen folgende Berichte sicherlich sofort ins Auge: Der Abbau der Ozonschicht, die die Erde vor gefährlichen Sonnenstrahlen schützt, ist nach einer neuen Studie der Vereinten Nationen und deramerikanischen Raumfahrtbehörde NASA rascher dünner geworden als es vorausgesagt wurde. Manche Zeitungen sprechen schon davon, daß

die weltweite Ozon-Katastrophe nicht mehr weit sei. Die künftige Entwicklung des Weltklimas aber auch die immissionsbedingten Waldschäden in allen Industrieländern, die Vernichtung des tropischen Regenwaldes und der Artenschwund sind nur einige Anzeichen dafür, daß eine lineare Fortführung bisheriger Handlungsweisen die Lebensgrundlage künftiger Generationen ernsthaft gefährdet. Ein grundsätzliches Umdenken ist erforderlich.

Diese in den letzten Jahren drastisch ansteigenden Umweltschäden haben weltweit eine umfassende Umweltforschung in Gang gesetzt. Zu den wichtigsten Problemkreisen im Bereich der Umweltforschung hat das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung Arbeitsschwerpunkte gesetzt. Im Sinne eines ganzheitlichen Systemverständnisses besteht das Arbeitsprogramm des Ministeriums aus zwei Säulen:

1) Die Ökosystemforschung

2) Umweltrelevante Technologieentwicklung und Technikbewertung

Der Bogen spannt sich hiebei von den Geowissenschaften über die Bodenforschung - Bodenbiologie und limnologische Forschung bis zur Forschung auf dem Gebiet der Umweltmeteorologie, der atmosphärischen Chemie und der umweltreievanten Energieforschung. Ökosystemorientierte Waldschadensforschung gehört ebenso dazu wie die Agrarökologie. Wissenschaftliche Einrichtungen - wie zum Beispiel die Ökologieinstitute oder diverse universitäre Institute - sowie die öffentliche Forschungsförderung stehen im Dienste der Entwicklung emissionsarmer Techniken und umweltfreundlicher Produkte.

Mit Wissenschaft und Forschung alleine ist es aber nicht getan. Die Lösung ökologischer Probleme in regionaler und globaler Hinsicht kann nur durch eine grundsätzliche Änderung der Lebensweise und der wirtschaftlichen Tätigkeit erreicht werden. Ziel ist derl 987 im „Brundtlandbericht" zum erstenmal aufgetauchte Begriff des „Sustainable Development", die Entwicklung einer dauerhaften Gesellschaft.

Die bisher in vielen Ländern betriebene Umweltschutzpolitik hat den ökonomischen Aspekten der Umweltschutzproblematik zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet und versucht, vor allem auf dem ordnungsrechtlichen Wege mit Geboten und Verboten zu operieren. Daraus resultiert nicht nur eine zusätzliche Bürokratisierung, sondern auch ein Denken in ideologi-sierten Feind-Freund -Schemata, was vor allem das eigentliche Ziel, die Verbesserung der Umweltqualität, nicht in wünschenswerten Umfang fördert. Ausgangspunkt einer marktwirtschaftlichen Umweltpolitik ist die einfache Überlegung, den Umweltschutz so zu gestalten.daßernichtnurgesellschaft-lich erwünscht, sondern auch individuell attraktiv ist. Umweltverträgliches Verhalten muß sich lohnen. Wer umweltfreundlich handelt, darf nicht dadurch bestraft werden, daß er gegen seine eigenen wirtschaftlichen Interessen verstoßen muß, wenn er die Umwelt schont. Es gibt eine Vielzahl von marktkonformen Möglichkeiten, diesen Grundgedanken in die Tat umzusetzen, angefangen von Märkten für Emissionsrechte über die Änderung relativer Preise durch Be- und Entlastung bis hin zu Regeln, die die Haftung der Verursacher von Schäden verstärken und Anreize bieten, Schäden schon im vorhinein zu vermeiden. Wer allerdings Verursacher im konkreten Fall ist, kann nicht anhand eines vordergründigen Ursache-Wirkung-Schemas entschieden werden, vielmehr ist auf die Ausführungen des heurigen Nobelpreisträgers Ronald H. Coase zu verweisen, der in seiner „Theorie von Eigentumsrechten" davon ausgeht, daß der Markt unabhängig von der Zuordnung der Eigentumsrechte dafür sorgt, daß sich die bessere Verwendung der knappen Umweltressourcen durchsetzt.

Die Kritik an den demokratischen Gesellschaften, daß vor lauter Sonderinteressen der Umweltschutz nicht von der Stelle kommt, übersieht zahlreiche Initiativen, die im Rahmen des Umweltzieles aus spontanen Marktkräften oder unternehmerischen Aktivitäten erwachsen. Die Kräfte einer freien Gesellschaft können über den Markt und über den Markt analog funktionierenden politischen Prozeß in vielfältigerweise Umweltschutzinitiativen hervorbringen.

Ein positives Beispiel ist die innovative Forschungs- und Investitionstätigkeit ihres Unternehmens. Großes persönliches Engagement und der Einsatz von zusätzlichen Mitteln sind erforderlich, um so ein Vorhaben realisieren zu können. Namens der österreichischen Öffentlichkeit darf ich Ihnen dafür danken. Es ist ein Schritt in die Zukunft. Auch die Einrichtung der Österreichischen Zellstoff - Forschungs - Ges.m.b.H. als gemeinsames Tätigkeitsfeld aller Hersteller ist eine zukunftsweisende Maßnahme.

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