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Wo Buchwelt noch überschaubar ist

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Dieösterreichische

Buchwoche steht wieder vor der Tür und wird von Donnerstag, 3. November, bis Mittwoch, 9. November dauern. Selbst unter ihren Stammgästen wissen nur wenige, daß diese Veranstaltung eine längere Tradition als die Frankfurter Buchmesse aufzuweisen hat.

Neben den über 1.500 westdeutschen Verlagen in Frankfurt mögen die an der österreichischen Buchwoche teilnehmenden 98 österreichischen Verlage bescheiden anmuten. Wer die Nase rümpft, möge bedenken, daß es in Frankfurt niemandem möglich ist, sich den vielzitierten „Überblick über das Gebotene” zu verschaffen.

Die heimischen Verlage werden 29.000 Bücher präsentieren - angesichts der spezialisierten Interessen jedes Besuchers ein noch zu bewältigendes Angebot.

Bekanntlich werden diese 29.000 Bücher in allen Bundesländern gleichzeitig gezeigt. In Wien treten 56 Verlage mit eigenen Kojen auf, während sich die übrigen an einer Gemeinschaftsschau beteiligen. In den Bundesländern beherrschen die Gemeinschaftsschauen das Geschehen.

Auch die Auswahl an begleitenden literarischen Ereignissen (Autorenlesungen, Videoprogramme des ORF) ist in der Bundeshauptstadt besonders groß. Im Vorjahr lockte die Buchwoche — bei freiem Eintritt — in Wien rund 55.000, in ganz Österreich 150.000 Besucher an.

Veranstalter ist der Hauptverband des österreichischen Buchhandels. Sein Generalsekretär, Gerhard Prosser, sieht die Lage zwar, vor allem gegenüber 1981, etwas gebessert, aber die Probleme keineswegs überwunden.

Denn auf dem Buchmarkt wird in Österreich nicht weniger knapp kalkuliert als in Deutschland, und kaum, daß man sich ein wenig erholt hat, stehen neue Bela-i, stungen ins Haus.

Nirgends sitzt dem Konsumenten der Schilling so fest in der Tasche wie in der Buchhandlung. Viele lesefreudige Menschen sind nicht bereit, für ein ordentlich ausgestattetes Buch denselben Betrag hinzublättern wie für ein Abendessen, einen Opern- oder Theaterbesuch.

Der Opern- und Theaterbesuch wird staatlich hoch subventioniert. Für das Lesevergnügen muß die ganze Länge vom Buchkäufer bezahlt werden. Angesichts „magischer Preisschwellen” bedeuten relativ geringfügige Erhöhungen bestimmter Kosten eine schwere Belastung.

Ein Kostenfaktor, der keinesfalls übersehen werden darf und gerade beim billigen Taschenbuch eine Rolle spielt, ist das Porto. Bekanntlich schnellen die Postgebühren demnächst wieder einmal hinauf.

Vor allem aber wird die Mehrwertsteuer, die seit 1973 stabil war, am 1. Jänner um ein volles Viertel von 8 auf 10 Prozent erhöht. Manches Buch, das heute mit knapper Not um 98 Schilling ins Schaufenster gelegt werden kann, wird dann jenseits der für den Verkaufserfolg wesentlichen 100-Schilling-Preisgrenze angesiedelt sein.

Um so wichtiger ist die Buchwoche, die den direkten Blätter- und Lesekontakt mit dem Buch ermöglicht.

Sie ist ein Ort, wo vielleicht der eine oder andere junge Mensch zum Leser wird. Noch sind Elternhaus und Bildung für das Leseverhalten ausschlaggebend. Jene, die kaum je ein Buch anrühren, sind die große Marktreserve für das Buch. Die Hoffnung, daß die, die schon lesen, noch mehr lesen werden, ist gering..

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