Wo der Wind die Lichter anbläst
Im August nimmt die größte Windenergieanlage der Welt ihren Forschungsbetrieb auf: Sie steht nahe Marne, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Hamburg an der Nordseeküste.
Im August nimmt die größte Windenergieanlage der Welt ihren Forschungsbetrieb auf: Sie steht nahe Marne, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Hamburg an der Nordseeküste.
Die Fahrt von Hamburg gegen Nordwesten führt an der umstrittenen Energiegegenwart vorbei: an den Kernkraftwerken von Brokdorf, wo unverdrossen weitergebaut wird, und von Brunsbüttel. Nördlich des Nord-Ostsee-Kanals taucht plötzlich eine reizvolle Silhouette am Horizont der nordfriesischen Nordseeküste auf: die "Große WIndenergie-Anlage" (GROWIAN) am Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne, rund 90 Kilometer von Hamburg entfernt.
Hier in Schleswig-Holstein wird im August die größte Windenergieanlage der Welt ihren - vorerst drei Jahre der Forschung dienenden - Betrieb aufnehmen. Damit treten die Bemühungen, die kinetische Windenergie zur Erzeugung elektrischer Energie in größerem Maßstab wirtschaftlich nutzbar zu machen, in eine neue Phase.
Zwar ist das Prinzip der Windmühle heute schon fast 3000 Jahre alt, doch die alten Vorbilder haben vergleichsweise Spielzeugcharakter. Was aus der Entfernung zierlich und filigran wirkt, ist aus der Nähe kompakt und imposant: Auf dem Tujrm von 96,6 Meter Höhe und 3,5 Meter Durchmesser ist eine flugzeugähnliche Maschinenkanzel mit dem Boden verspannt, an deren Lee-Seite mit einer Nabenhöhe von 100 Meter über dem Erdboden zwei Rotorblätter mit einem Durchmesser von ebenfalls 100 Metern angebracht sind.
Kurzum: Stehen die Rotorblätter senkrecht, ist GROWIAN imposante 150 Meter hoch - und würde damit den Wiener Stephansturm um 13 Meter überragen. Der Generator, der in der etwa 30 Meter langen (der Durchmesser beträgt über acht Meter) Maschinenkanzel untergebracht ist, kann bei günstigem Wind bis zu 3000 Kilowatt Strom erzeugen und abgeben, was einer jährlichen elektrischen Arbeit von 12 Gigawattstunden (das sind also 12 Millionen Kilowattstunden) entspricht.
Und was könnte das praktisch bedeuten? Mit GROWIAN, haben die Betreiber ausgerechnet, könnte der Jahresbedarf von 250 Einfamilien-Häusern mitsamt Heizung gedeckt werden. Oder: Durch die Nutzung der Windenergie lassen sich 3,5 Liter Heizöl eines ölbefeuerten Kraftwerkes einsparen.
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