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Wo Innovation Tradition wurde

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Die Schreibmaschine, die Nähmaschine, die Pendelseilbahn, das orale Penicillin, der Kunststoff ski, das sind nur einige Erfindungen von Tirolern aus einer langen Liste. Bahnbrechende Erfindungen gelten als Zeichen innovatorischer Kraft. Aber auch betriebliche Organisation und Produktionsverfahren müssen immer wieder erneuert werden und das Gewinnen neuer Absatzgebiete, das Schaffen der nötigen neuen Verkaufswege ist genauso innovatorische Leistung.

Erst kürzlich hat Gernot Lan-ges-Swarovski in einem Fernsehinterview darauf hingewiesen, daß in seinem Unternehmen 30 Prozent des Umsatzes mit Produkten erzielt werden, die nicht

älter als fünf Jahre sind. Ähnliche Sätze gelten praktisch für die gesamte Tiroler Industrie. Nur mit regelmäßigen Erneuerungs- und Erhaltungsinvestitionen kann dieser Stand erreicht und gehalten werden. Die Tiroler Industrie hat im Schnitt der letzten 10 Jahre etwa 7 Prozent des jährlichen Produktionswertes investiert, 1983 fast zwei Müliarden Schilling.

Nicht zuletzt einem in der Tiroler Industrie weit verbreiteten Innovationsbewußtsein ist es zu verdanken, daß die Tiroler Wirtschaft immer wieder einen Spitzenrang erreicht.

Innovationsbereitschaft braucht besondere Pflege. So war es nur ein logischer Schritt, zum bestehenden Förderungsinstrumentarium 1980 eine neue, ausschließlich auf die Stärkung von Forschung, Entwicklung und Innovation abzielende Förderungseinrichtung aus Landesmitteln ins Leben zu rufen. Drei Millionen Schilling werden dabei jährlich zur Verfügung gestellt.

Aufforstung in alpinen Hochlagen, Wiederbegrünung von Geländekorrekturen, die beim Skipistenbau vorgenommen wurden, ist für Tirol ein besonderes Anliegen. Mit dem von der Biochemie Kundl entwickelten Düngemittel „Biosol" wurde ein großer Erfolg erzielt. „Biosol" aber wird bei der Verwertung der Rückstände bei der Gewinnung des oralen Penicillins gewonnen.

Tyrolit in Schwaz ist einer der größten Industriebetriebe in Tirol. Entstanden ist dieses Unternehmen nach dem zweiten Weltkrieg dank der Unzufriedenheit der Glasschleifer in Wattens mit den damaligen Schleifmitteln. Zuerst in einer eigenen Abteilung in Wattens, später in einem eigenen Betrieb in Schwaz, entwickelte sich Tyrolit zu einem der führenden Schleifmittelhersteller der Welt.

Das Metallwerk' Plansee in Reutte gilt als ein Mekka der Pulvermetallurgie. 50 bis 60 For-schungs- und Entwicklungsvorhaben laufen hier gleichzeitig, um nicht nur neue Produkte auf den Markt zu bringen, sondern vor allem die Probleme der zahlreichen Kunden zeitgemäß zu lösen.

Die Palette des Angebotes reicht von den Abdeckblättchen der Büuxlampen für Kraftfahrzeuge über Röntgendrehanoden und Spezialwerkzeuge für die Metallbearbeitung bis zum Hitzeschild für die Raumfahrt.

Wenn in besonders schwierigem alpinem Gelände geologischen und tektonischen Schwierigkeiten zum Trotz in aller Welt Rohre über Jahrzehnte hinweg absolut dicht und bruchfrei bleiben, ist das der Entwicklungstätigkeit der Tiroler Röhren- und Metallwerke in Hall zuzuschreiben. Duktile Gußrohre, mit „VRS-Kupplungen" aneinander-geflanscht, haben tausendfach härteste Prüfungen bestanden.

Die Firma Swarovski, immer bestrebt, den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen und Handlungen zu stellen, hat sich schon vor Jahren dem medizinischen technischen Bereich zugewandt und dafür einen eigenen Betriebszweig, Swaromed, ins Leben gerufen.

Dies sind nur einige Beispiele für das innovatorische Bemühen in der Tiroler Industrie. 40 Prozent aller in Tirol erzeugten Waren und Leistungen gehen in nahezu alle Länder der Welt, bei gar nicht wenigen Betrieben erreichen die Exporte 80, bei einigen mehr als 90 Prozent.

So waren die Anzeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs auch bei der letzten Umfrage in Tirol von allen Bundesländern am deutlichsten zu bemerken. Innovatorische Bereitschaft, Offensein für neue Entwicklungen, Suchen nach Verbesserungen, nach positiven Veränderungen, sind wichtige Voraussetzungen für eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung auch in Zukunft. Dabei fällt den Verbänden und Interessenvertretungen eine wichtige Aufgabe zu: Sie können den Rahmen, die Koordination und Kooperation verbessern.

Die Industriesektion der Tiroler

Handelskammer hat darum das „Tiroler Technologie- und Innovationsgespräch" (TTIG) ins Leben gerufen und möchte damit immer wieder aufs neue zu ungebrochener innovatorischer Tätigkeit motivieren. Allein der Erfahrungsaustausch der Betriebe untereinander über die Art, wie sie ihre Forschungs- und Entwicklungstätigkeit organisiert haben, gibt eine Fülle von Impulsen, Kontakte mit führenden internationalen Forschungseinrichtungen wie Battelle Institut oder Massachusetts Institute of Technology (MIT) sind genauso wertvolle Hilfen wie die Information über neue Technologien und Werkstoffe.

Die Universität Innsbruck ist eine noch zu wenig in Anspruch genommene Fundgrube innovatorischer Impulse. Hier Abhilfe zu schaffen und die Forschungs- und Entwicklungskapazität der Tiroler Landesuniversität der Tiroler Industrie nutzbar zu machen, hat sich der von der Tiroler Industriellenvereinigung zusammen mit Prorektor Clemens-August And-reae initiierte Innovationstransferausschuß (ITA) zum Ziel gesetzt.

Der Autor ist Referent der Landesgruppe Tirol der Vereinigung österreichischer Industrieller.

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