Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Wohin mit dem Mist derBauern?
Was anderswo mitunter recht hohl klingt, versucht die oberösterreichische Lagerhausorganisation - mit wachsendem Erfolg - auszufüllen: Umweltschutz ist für die oberösterreichische Waren Vermittlung und die 28 oberösterreichischen Lagerhausgenossenschaften kein leeres Schlagwort. Das beweist einerseits die federführende Beteiligung am Aufbau des umweltfreundlichen Dieselersatzes Biodiesel, das beweisen anderseits aber auch eine Reihe von in Oberösterreich einzigartigen Initiativen wie etwa die regelmäßigen Altkunststoff-Recycling-Aktionen, oder die am Konzept des integrierten, umweltschonenden Pflanzenbaues orientierten Pflanzenschutzmittel-Einsatzpläne und ED V-unterstütz-te Düngerberatung.
Die geplante Erzeugung von Biodiesel aus Raps in Aschach an der Donau findet inzwischen auch weit über die Landwirtschaft hinaus große Beachtung. Verschiedene Institutionen und Unternehmen signalisieren enormes Interesse an dem neuen Treibstoff, der ohne technische Veränderungen in herkömmlichen Dieselmotoren eingesetzt werden kann. Der Landwirtschaft kann sich dadurch ein wichtiger neuer Markt - über die Verwendung von Biodiesel in diesem Bereich hinaus - eröffnen.
Der Grund für das enorme Interesse: diegegenüber herkömmlichem Diesel wesentlich besseren Emissionswerte, die eine Analyse der Bundesanstalt für Landtechnik in Wieselburg und der ARGE Umweltschutz von der Technischen Universität Wien bestätigen. Bei Biodiesel sind die Emissionswerte bei Kohlendioxid (das für den Treibhauseffekt verantwortlich ist), bei Schwefeldioxid (das ein wesentlicher Verursacher des „sauren Regens“ ist), bei Kohlenwasserstoffen (die für das Waldsterben wesentlich mitverantwortlich sind), bei polizyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (die als krebserregend gelten) und bei Dieselruß (der als Träger der krebserregenden Bestandteile im Abgas fungiert) wesentlich besser als bei herkömmlichem Dieselkraftstoff.
Der Flottenversuch mit mehr als 30 Traktoren, den die Bundesanstalt für Landtechnik seit rund zwei Jahren in Wieselburg durchführt, läuft äußerst erfolgversprechend. Mehrere Traktorenhersteller haben Biodiesel bereits als Treibstoff freigegeben.
Im Hinblick auf die Mitte 1990
startende Biodieselproduktion Aschach (die OÖ Warenvermittlung führt dieses Projekt gemeinsam mit zwei anderen Unternehmen durch) konnte heuer in Oberösterreich die Rapsanbaufläche um rund 50 Prozent ausgeweitet und dadurch die Getreideanbaufläche verringert werden.
Millionen leere Düngemittelsäk-ke, Zigtausende leere Pflanzen-schutzmittelbehälter und tonnenweise Folien: Was Jahr für Jahr in der Landwirtschaft an Kunststoffabfall anfällt und auf den Bauernhöfen mangels geeigneter Verwertungsmöglichkeiten herumliegt, ist nicht nur lästiger Müll, sondern auch drohende Belastung für die Umwelt. Um die Situation zu entlasten, führt die Lagerhausorganisation laufend in ganz Oberösterreich Altkunststoff-Sammelaktionen durch. Für die Bauern die Gelegenheit, die Abfälle fachgerecht und sinnvoll zu entsorgen.
In der Landwirtschaft fällt zwar wegen der vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten auf dem Hof mit rund 130 Kilogramm pro Kopf nur halb So viel Müll an, wie in nicht-landwirtschaftlichen Haushalten, aber: Wie in allen anderen Wirtschaftsbereichen hat sich auch im Landesproduktenhandel in den vergangenen Jahrzehnten Kunststoff als Verpackungsmaterial Nummer eins durchgesetzt. Was anfangs als optimale Lösung galt, wurde längst zur Plage, zur Ressourcenverschwendung und zur Gefahr für die Umwelt.
Der Anteil von Kunststoff am Gesamt-Müll-gewicht beträgt zwar nur 4,9 Prozent, der Volumsanteil jedoch 16,5 Prozent. Nach stei-rischen Schätzungen fallen in ganz Österreich pro Jahr rund 1.000 Tonnen Altkunststoff in Form von leeren Pflanzenschutzmittel-Kanistern an. Dazu kommen, obwohl sich in weiten Teilen Österreichs die sogenannte Lose-Dünger-Kette (Lieferung von loser anstatt von gesackter Ware) durchgesetzt hat rund 1.200 Tonnen Altkunststoff in Form von Düngemittelsäcken. Alleine in Oberösterreich fallen jährlich rund 140.000 leere Pflanzenschutzmittelkanister pro Jahr an. Dazu kommen mehr als zwei Millionen Düngemittelsäcke und Tonnen an Folien. Die Lagerhausgenossenschaften übernehmen in regelmäßigen Abständen Kunststoffabfall von den Bauern, der an oberösterreichische Recycling-Unternehmen weitergeleitet wird, die die leeren Düngemittelsäcke, Pflanzenschutzgebinde, Folien und ähnliches der Wiederverwertung zuführen.
Der Autor ist Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Oberösterreichischen Warenvermittlung.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!