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Womit hat Wechner das verdient?

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So falsch sind die „Vorarlberger Nachrichten“ — Dreiervorschlag hin oder her - vor rund zwei Jahren also nicht gelegen: Klaus Küng wird Bischof von Feldkirch. Eine nicht nur scheinbar ausgemachte Sache, die lediglich das Salzburger Domkapitel noch hätte verhindern können.

Weil sich aber die Domkapitu-lare nach schwerem Gewissenskonflikt für Georg Eder entschieden haben und nicht für den Regionalvikar des auch in Österreich einflußmächtigen — wenngleich auch mit rund 450 Mitgliedern (nach eigenen Angaben) schmächtigen — Opus Dei, wurde Küng im Folgezug bedacht.

Die Optik, daß ein Opus Dei-Mann irgendwo Bischof werden „mußte“, klappt es nicht in Salzburg, wird er es eben in Vorarlberg, ist für Küng selbst sicherlich die allergrößte Belastung. Ein Muß-Bischof. Hier sind jedenfalls die Bedürfnisse, Wünsche und Bitten der Ortskirchen anderen Interessen untergeordnet worden. Ganz bewußt.

Damit kein Mißverständnis entsteht: Das Recht des Papstes, Bischöfe frei zu ernennen, steht hier nicht zur Diskussion. Aber darüber, wie die Wünsche und Bitten nicht einmal ignoriert, wie sie einfach vom Tisch gefegt werden, wie der einer Ernennung vorgelagerte Informations- und Meinungsbildungsprozeß zwar formal dem Buchstaben des kanonischen Rechtes, nicht aber dem Geist nach erfüllt wird, darf und muß geredet werden.

Womit hat sich Bischof Bruno Wechner eine derart herabsetzende und unbrüderliche Behandlung zum Abschied verdient? Alle seine wiederholten mündlichen und schriftlichen Vorschläge, demütig den zuständigen kirchlichen Stellen vorgetragen, wurden einfach nicht berücksichtigt. Und aus den Medien mußte er erfahren, was ihm der päpstliche Gesandte später dann schnell telefonisch zur Kenntnis brachte. Daß er seinem Nachfolger trotz allem „mit brüderlichem Wohlwollen“ entgegenkommt, ehrt Wechner, dem solches von Rom und vom Nuntius verwehrt wurde.

Nuntius Michele Cecchini hat mit der guten Tradition seiner Vorgänger, die sich als verständnisvolle Vermittler zwischen Rom und der Ortskirche verstanden haben, gebrochen. Den Vermittlern folgte ein Ermittler Roms, der den Anliegen der Ortskirche relativ verständnislos und taub gegenübersteht.

Erwartet da jemand, daß die kommenden Bischofsernennungen — zunächst in Eisenstadt — in anderem Geist erfolgen werden? Wozu Illusionen anhängen, wenn sich die berechtigten Hoffnungen, die nach dem Papstbesuch im Vorjahr von allen gehegt wurden, als nichtig erwiesen haben?

Aber fordern muß man, daß sich die beschämende Behandlung eines verdienten Bischofs nicht nochmals wiederholt. Weil es Fingerspitzengefühl nicht gesagt hat, sagen wir es hier.

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