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Wortgefechte

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In Anbetracht der ungewöhnlichen Angriffe des israelischen Premiers Menachem Begin auf den deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt vor einigen Tagen und der plötzlichen (und deshalb vielsagenden) Absage eines eingeladenen Diskutanten aus Polen war es wohl unvermeidlich, daß sich der „Club 2" über „Antisemitismus und Antizionismus" (FS 2, 7. Mai) nicht in den vorgesehenen Bahnen bewegte: eine Diskussion, die vor allem den österreichischen und osteuropäischen Antisemitismus behandelnhätte sollen.

Dennoch: Die Debatte war faszinierend. gleichzeitig auch frustrierend. Faszinierend waren die vor In- tellektualität sprühenden Wortgefechte der vier jüdischen Mitdiskutanten Henryk Broder, Dan Diner. Martha Holpert und Arthur West. Die Vitalität der Diskussion strafte alle jene Lügen, die die Juden gleichsam als einen zusammengeschweißten, monolithischen Block hinstellen wollen.

Andererseits beantwortete niemand in der Runde konkret genug die wichtige Frage des Diskussionsleiters: Kann man auch ein Freund der Juden sein, wenn man Israel kritisiert, oder ist man damit automatisch ein Antisemit?

Für Begin und seine Gesinnungsgenossen ist die Antwort wohl ein klares „Nein": Antizionismus ist in ihren Augen Antisemitismus. Die historische Antwort aber ist .Ja" - wenn auch nur aus dem Grund, daß orthodoxe Juden weder Theodor Herzls Vorstellungen von einem neuen Zion noch das heutige Israel als Erfüllung der Prophezeiungen des Alten Testaments ansehen.

Außer Prof. Wilhelm Dantine schnitt die religiöse Problematik kaum jemand an. Aber das Judentum ist nun einmal nicht eine Rasse, sondern eine Religion und die damit zusammenhängende Kultur. Ohne die Erkenntnis dieser Tatsache sind Diskussionen über den Antisemitismus dazu verurteilt, sich im Kreise zu drehen.

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