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„Wunderbar, wunderbar!“

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Ist die gute Stimmung des Papstes auf dem Rückflug nach Rom verflogen? Die FURCHE war dabei und begegnete danach noch einem sichtlich besorgten Johannes Paul II.

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Ist die gute Stimmung des Papstes auf dem Rückflug nach Rom verflogen? Die FURCHE war dabei und begegnete danach noch einem sichtlich besorgten Johannes Paul II.

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„Daß er bei diesem kurzen Flug von Innsbruck nach Rom nicht zu den Journalisten gekommen ist, sagt noch gar nichts. Aber daß er sich auch nicht über den Bordlautsprecher gemeldet hat!?“ Im internationalen Journalistentroß, der die 38. Pastoralreise von Johannes Paul II. im Papstflugzeug begleitet hat, wird das registriert. Und nicht wenige Kollegen darunter sind schon „Stammgäste“ im Papstgefolge.

Den zehn österreichischen Journalisten, die den Papst auf seinem Flug von und nach Rom diesmal auch begleiteten, fehlte der Vergleich. Aber so recht zum großartigen Stimmungsbild, das selbst noch über der Verabschiedung am Innsbrucker Flughafen gelegen ist, wollte das nicht passen.

Als der Papst dann am Vorfeld des Flughafens Rom-Ciampino vor der AUA-MD 81 „Burgenland“ - umgeben von einer Handvoll Mitarbeitern und Sicherheitsbeamten — steht, macht er nicht den Eindruck eines frohgestimmten Heimkehrers.

Stimmt es also vielleicht doch, daß ihn der Bruch mit dem Traditionalisten-Bischof Marcel Le-febvre — wie im internationalen Journalistentroß vermutet — so belastet — und auch die fünf Osterreich-Tage hindurch, ohne es sich anmerken zu lassen, belastet hat? Daß er auch deshalb Journalistenfragen auszuweichen versucht?

Die kleine österreichische Journalistengruppe, die sich in diesem Augenblick dem Papst und seinen Gesprächspartnern höchst unprotokollarisch nähert, hat damit nichts im Sinn. Während aber die verblüfften Sicherheitsbeamten sofort den Papst zum startklaren Hubschrauber weisen, fast drängen, übt der nicht minder überraschte Pontifex Nachsicht. Wie sein Besuch in Österreich war? „Wunderbar“, sagt Johannes Paul II., „wunderbar!“ *

Und ist er mit seiner österreichischen Kirche zufrieden? „Ich bin sehr zufrieden mit der ganzen Erfahrung des Besuches. In der Erfahrung des Besuches befindet sich die österreichische Kirche. In solchem Sinn kann ich Antwort geben auf Ihre Frage.“

Was hat den Papst besonders beeindruckt? „Viele Sachen, nicht nur eine Sache. Ich will keine ausnehmen.“ Und erstmals huscht ein Lächeln über das Gesicht des Papstes.

Und zum Schluß: „Es war eine schöne Erfahrung, eine schöne religiöse Erfahrung. Auf Wiedersehen, Grüß Gott!“

Johannes Paul II. war, wie der österreichische Kurienbischof Alois Wagner schon im Flugzeug Journalisten die Stimmung des Papstes zu vermitteln versuchte, „von der Art, wie ihn die Österreicher aufgenommen und ihm zugehört haben, begeistert“. Und auch Kardinal Hans Hermann Groer sah sich bestätigt, „daß unser Volk nach wie vor von innen her nicht nur Gott, sondern der Kirche und dem Papst sehr positiv zugewandt ist. Es war überall eine ehrliche Zuwendung.“

Aber zuletzt die Mahnung vom Bergisel, daß der lebende Glaube gefährdet ist? „Er ist“, relativiert Groer, „immer gefährdet. Das ist etwas, was sich aus dem Wesen des Glaubens ergibt. Daß eine gewisse Säkularisierung da ist, ist unübersehbar. Auf der anderen Seite ist unübersehbar, daß überall auch eine tiefe innere Zuwendung da ist.“

Urplötzlich ertappt man sich, die Botschaft des Papstes als österreichspezifisch zu interpretieren. Ein Fehler, den „professionelle“ Papstbegleiter längst zu vermeiden suchen.

Was denn diesen Österreich-Besuch von 37 anderen Pastoralreisen des Papstes unterschied? Die Begegnung mit der Kultusgemeinde Wien, der Besuch von Mauthausen gegen das große Vergessen und der ökumenische Wortgottesdienst in Salzburg mit einem direkten — fast konfrontativen - theologischen Dialog. Das war für den internationalen Journalistentroß im Resümee anders als anderswo.

Für Hansjakob Stehle, FUR-CHE-Lesern als Autor und Vatikan-Experte bekannt, nach seiner 35. Papst-Mitreise ein „abgebrühter“ Beobachter, hat es sich bestätigt, „daß der Papst über die spezifischen österreichischen Aufgeregtheiten hinweggeht. Daß es falsch war, zu glauben, er würde in die eine oder andere Frage ganz konkret eingreifen oder etwas lösen.“

Das alles verringert nicht die Bedeutung, die dieser Besuch für Österreich und seine Kirche gehabt hat, ändert nichts am großartigen Fest, das grenzüberschreitend Gemeinschaft erleben und ausstrahlen ließ. Das entspricht aber wohl der knappen Aussage des Papstes, daß sich „in der Er-fahrung.des Besuches“ die österreichische Kirche befinde. Was sie jetzt daraus macht, darauf kommt es ihm an.

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