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Digital In Arbeit

Wunderding Bankomat

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Die Werbung verspricht, daß eine Bankomatkarte nahezu Wunder vollbringen kann: Nicht nur Tag und Nacht Bargeld aus den zahlreichen Geräten in der Heimat, bequeme Zahlungsmöglichkeiten, sondern auch raschen Zugriff auf sein Geld im Ausland.

Bei einem Aufenthalt in München mußte Johann Berger* allerdings frustriert feststellen: Keine müde Mark war aus dem Gerät herauszuholen.Vier Versuche blieben erfolglos; der eingegebene Code ist falsch, signalisierte die Schrift hinter der Sichtscheibe.

Ein freundlicher Angestellter einer Bank erklärte dem überraschten Herrn Berger, daß häufig die Leitung in die Alpenrepublik überlastet oder gestört sei. Es könne durchaus sein, daß der eingegebene Code richtig wäre, doch wenn keine Leitung den Kontakt nach Österreich herstellen könne, dann gäbe es halt nichts Bares.

Unangenehm wurde aber auch der erste Versuch in Österreich, endlich zur ersehnten Barschaft zu gelangen. Der Bankomat stellte zwar die Frage nach dem Code und dem Betrag, versicherte auch, daß der Auftrag bearbeitet werde - aber er rückte weder Geld noch Karte heraus. Also ging Herr Berger in die Bank, um nachzufragen, was er jetzt unternehmen solle. Der Herr hinter dem Schalter warf einen Blick auf das Aufzeichnungsgerät und teilte dann mit: „Wahrscheinlich ist Ihr Konto gesperrt."

Also pilgerte Herr Berger zu seiner Bankfiliale. Dort hieß es, daß weder die Karte gesperrt, noch seitens der Kontoführung Einwände bestünden, Geld aus dem Bankoma-ten zu entnehmen. Daher beschloß Herr Berger, die Servicenummer für Notfälle anzurufen. Diese Nummer verbindet mit einem Tonband, das den Kunden auffordert, der eigenen Bank und gegebenenfalls der Polizei den Verlust der Karte mitzuteilen.

Mit viel Mühe klappte der Kontakt dann endlich, und eine freundliche Stimme teilte mit, daß Herr Berger das Recht habe, seine Bankomatkarte in jener Zweigstelle abzuholen, wo der gefräßige Bankomat eingerichtet ist, wenn die Karte talsächlich nicht gesperrt ist. Also rief Herr Berger bei jener Zweigstelle an, wo der gefräßige Bankomat angebracht ist, um seine Karte zu bekommen. Telefonisch bekam er die Auskunft, er würde mit der Karte keine Freude mehr haben, wahrscheinlich sei an der Karte manipuliert worden oder aus sonstigen Gründen wäre der Magnetstreifen zerstört worden, daher würde jeder Bankomat die Karte einziehen...

Eine simple Erklärung. War dafür diese Odyssee notwendig?

* Name von der Reduktion geändert

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