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Zeitgeist

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(Theater Brett, Wien; „Vernissage“ von Vaclav Havel) Am Beginn des Abends werden politische Texte des tschechischen Schriftstellers und Regimekritikers gelesen, das Ensemble ereifert sich in heftigem Engagement, der Geist des Dichters schwebt sozusagen mit Getöse durch den Raum. Solidarität ist notwendig, ebenso Kritik an den Repressalien der tschechischen Regierung — sie ersetzen aber die ästhetische Auseinandersetzung mit dem Theater nicht.

Havels Stück hätte den Diskurs verdient: Ein Ehepaar, zeitgemäß, eitel und dumm, lädt den besten Freund zur Besichtigung der neuen Wohnungseinrichtung ein. Ihr Leben entpuppt sich als Schimäre, während der Gast inneren Werten treu bleibt, sich nicht an den Zeitgeist verkauft. Im Mikrokosmos zwischenmenschlicher Beziehungen übt Havel kluge und umfassende Gesellschaftskritik. Nika Brettschneider hat zu sehr in die Breite inszeniert, sodaß sich gleichmütige Stimmungslosigkeit ausbreitet. So sollte sich politisches Theater nicht artikulieren.

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