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Zeitgenosse

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Eigentlich ist der Sport ja Ländersache. Aber da es sportliche Angelegenheiten gibt, die über die Landesgrenzen hinausreichen, ja, die nicht auf Österreich beschränkt bleiben können — wie eben jetzt die Olympischen Winterspiele — muß es jemanden geben, der sich um die Koordinierung kümmert. Das ist Ministerialrat Magister Robert Mader, Leiter der Abteilung V/2-Sportwe-sen des Unterrichtsministeriums und schon zum zweiten Mal der Mann, der im Hintergrund des großen Sportgeschehens die Interessen des Bundes vertritt.

Der bullige Wiener, Jahrgang 1928, hatte seine ersten sportlichen Bewährungsproben schon in der Schulzeit bei den Schulbrüdern, dann in der Penzinger Pf arr Jugend unter Alois Beck, und so ließ ihn der Sport dann auch nicht mehr los, als er auf der Universität Germanistik und Leibesübungen inskribierte und später in Eisenstadt Deutsch und Turnen unterrichtete. Nach einem Zwischenspiel am Theresianum holte ihn' Unterrichtsminister Drimmel 1958 ins Ministerium, wo Mader seither für vier weitere Chefs der unentbehrliche Fachmann für alle Fragen der Sportförderung wurde.

Den zwei Höhepunkten spektakulärer Art in diesen 18 Jahren — den Winterspielen von 1964 und 1976 — stehen zwei andere gegenüber, die wohl nicht so viel Aufsehen erregt haben, aber um so nachhaltigeren Einfluß auf die Gestaltung des Breitensports in Österreich ausüben konnten: das Sportförderungsgesetz und die Gründung des Skipools, dessen „Vater“ sich Mader stolz zu nennen beliebt.

Mit dem Sportförderungsgesetz vom Dezember 1969 übernahm der Bund die Zuständigkeit für die gesamtösterreichischen und internationalen Belange des sonst den Ländern zufallenden Sports — das „Recht, zu fördern“, aus dem inzwischen eine moralische Pflicht geworden ist: Sie wirkt sich so aus, daß jährlich 240 Millionen Schilling über die Verbände ausgeschüttet werden. Das geht auf drei Wegen: einmal über die unmittelbare Subventionierung der Sportverbände, dann durch die Beistellung von Bundessporteinrichtungen, in denen die Vereine ihre Mitglieder zu billigen Preisen trainieren lassen können. Zwölf solche Anlagen stehen heute in Österreich, am Kitzsteinhorn, in Schielleiten, in der Wiener Südstadt, in Ober-traun — um nur einige der bekanntesten zu nennen. Der dritte Weg der Hilfe ist die Ausbildung von Sportlehrern und Trainern, wofür eigene gesetzliche Grundlagen geschaffen wurden.,

Vorher gab es bei sportlichen Wettbewerben im internationalen Rahmen immer Unklarheiten und Schwierigkeiten bei Entscheidungen, ob der Bund oder die Länder zuständig seien. Mit dem Sportförderungsgesetz wurden diese Fragen geklärt. Nach 25 Jahren war eine Forderung des österreichischen Sports erfüllt. Bund und Länder hatten sich auf einer gemeinsamen Basis gefunden. Der Bund übernahm auch ein Viertel der Kosten eines Sportstättenplanes, mit dem in den siebziger und achtziger Jahren Sportplätze, Sporthallen und Schwimmbäder in ganz Österreich großzügig ausgebaut werden sollten. Er ist in den letzten Jahren planmäßig durchgezogen worden.

Dieses Gesetz war der erste Glanzpunkt in Maders Karriere, der zweite, wie gesagt, die Gründung des Schipools, in dem die öffentliche Hand mit der interessierten Industrie gemeinsam für die Förderung des Skisports zusammenarbeitet. Als Robert Mader 1967 die Leitung seiner Abteilung übernahm, hatte er fünf Mitarbeiter — heute sind es zwölf. Mit Ausnahme eines Journaldienstes sind sie zur Zeit alle in Innsbruck versammelt.

Es ist nicht ganz einfach, bei Veranstaltungen diesen Ausmaßes die mitunter auseinandergehenden Interessen von Bund, Land, Stadt, Sportorganisationen und Industrie unter einen Hut zu bringen. Mader mischt im Organisationskomitee mit, um die Hilfe des Bundes bereitzustellen, wo sie gebraucht wird — aber auch, um zu bremsen, wenn Vater Staat mitunter zu intensiv zur Kasse gebeten werden könnte. Direkt im Brennpunkt des Geschehens und wahrscheinlich doch weiter von den Entscheidungen auf Pisten und Bobbahnen entfernt, als wenn er die Abfahrtsläufe gemeinsam mit seinen zwei Söhnen am Fernsehschirm verfolgen könnte. Daß nur einer von beiden die Sportbegeisterung des Vaters geerbt hat, ist sein stiller Kummer.

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