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Zeitlos und monumental

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(Staatsoper, Wien; „Die Walküre" von Richard Wagner) Fast fünf Jahre nachdem man an der Staatsoper Herbert von Karajans und Emil Preetorius' „Walküre" aus dem Jahr 1957 abgesetzt hatte, kehrte die legendäre Produktion jetzt wieder, um die „Ring"-lose Zeit nach der Absetzung von Filippo Sanjusts völlig mißlungener Neuinszenierung zu überdauern. Erstaunlich!

Denn es zeigte sich, daß diese „Walküre" in ihren klaren, spartanisch strengen Preetorius-Bil-dern voll zeitloser Monumentalität alle Moden überdauert hat. Daß sie sogar Wolfgang Webers neues Figurenarrangement — ohne jede Phantasie, dafür im tiefsten Dunkel — spielend verkraftet. Die Bildsituationen, die Ka-rajan hier geschaffen hatte, sind zeitlos gültig.

Allerdings steht jetzt auch ein Musiker am Pult der Philharmoniker, der zu beschwören weiß, für den Wagner ein klangmagisches Erlebnis bedeutet und der mit faszinierender Einfühlung seine Seelenanatomie entwickelt: Peter Schneider, Bayreuths neuer Trumpf, bescherte eine „Walküre" mit atemberaubenden Momenten, ein packendes Drama aus dem Geist der Musik, das im Orchestergraben ausgetragen wird und die Partien der Sänger als instrumentale Verlängerung des Musikgeschehens auf die Bühne versteht.

Diese Konzeption ging bei Sängern wie Leonie Rysanek (Sieglinde), Siegfried Jerusalem (Siegmund), der gewaltig orgelnden Gwyneth Jones (Brünnhilde) und Matthias Holle (Hunding) imponierend auf, blieb hingegen bei Peter Wimberger (Wotan) und Marga Schiml (Fricka) unerfüllt. Eines scheint mir gewiß: unter den Wagner-Dirigenten des kommenden Jahrzehnts könnte Peter Schneider in der ersten Reihe stehen!

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