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Zeitung aus Klagenfurt?

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Als sdch vor rund fünf Jahren die prakerę Entwicklung des ÖVP-Zen- tralorganes „Volksblatt“ abzuzeichnen begann, wurde vom Herold- Verlag ein Rettungsvorschlag gemacht: Das „Volksbtaitt“ sollte in ein KopfbLatt umgewandelt werden, in das diie an der Westbahnstreclce herauskommenden ÖVP-Blätter, wie das Linzer und Salzburger, einge- gliiederit werden sollten: Die Zentral - rediaktion wäre in Wien gewesen, in den Landeshauptstäditen nur Lokalredaktionen.

An der neu zu gründenden Gesellschaft hätten nicht nur der österreichische Verlag, sondern auch der Herold-Verlag, der St. Pöltner, der Öberösterreichische und der Salzburger Pressverein beteiligt sein sollen. Verkehrstechnisch hätten dagegen keine Bedenken gesprochen, denn längs der Westbahnstrecke wäre dias Blatt rechtzeitig auch in der mutierten Ausgabe in die einzelnen Bundesländer gekommen.

Der Vorschlag des Herold-Verlages wurde nie beantwortet. Er verschwand wahrscheinlich in irgendeiner Schredbtischladie. Nur der Abgeordnete Glaser als Vorsitzender des Pressekomitees brachte einmal das gleiche Konzept aufis Tapet, ohne seinerseits einen Erfolg zu erringen.

Wahrscheinlich aber wäre mit diesem Konzept das „Volksblatt“ noch gerettet worden. So hingegen wurde es am 25. November 1970 eingestellt. Jetzt scheint dieses Projekt auf eine andere Weise verwirklicht zu werden: Ab 1. Jänner erscheint das „Linzer Volksblatt“, das bis gegen Ende 1970 dem Oberösterreichischen Landesverlag gehörte, als ein Organ der Oberösterreichischen Landesparteileitung, die dieses Blatt erworben hat. Seit Anfang April wird von Linz aus eine mutierte Ausgabe unter dem Titel „Niederösterreichi- sches Volksblatt“ herausgebracht, die eine eigene Redaktion in Wien besitzt. Der Druck beider Ausgaben erfolgt ln Linz.

Von Klagenfurt nach Innsbruck?

Auch das ÖVP-Organ in Kärnten, die „Kärntner Volkszählung“, plant Ähnliches. Das Tiroler ÖVP-Organ mit einer Auflage von rund 8000 Exemplaren, das bisher bei der „Tyrolia“ in Innsbruck gedruckt wurde, soll in Kürze als eine mutierte Ausgabe der „Kärntner Volkszeitung“ erscheinen, allerdings in Klagenfurt gedruckt werden. Desgleichen soll das Salzburger ÖVP-Organ, das bisher als Wochenzedtung erschien und durch Zusammenlegung zweier Zeitungen entstand, in eine Tageszeitung umgewandelt werden, diie ebenfals eine mutierte Ausgabe der „Kärntner Volkszeitung“ darstellen soll. Auch diese mutierte Ausgabe soll Sn Kla- genfurt hergestellt werden. Sind die Entfernungen von Klagenfurt nach Salzburg schon nicht gering, so sind die Verkehrsverbindungen von Klagenfurt nach Innsbruck noch schwieriger. Ob die geplante mutierte Tageszeitung jeweils rechtzeitig in Salzburg und Innsbruck eintreffen wird, ist also äußerst fraglich; es sei denn, sie wird so frühzeitig -gedruckt, daß sie rechtzeitig - eintreffen muß. Dann ist es aber kaum wieder möglich, daß sie aktuell ist.

Es bestehen auch Pläne, das „Linzer Volksblatt“ mitsamt seiner mutierten Ausgabe „Niederösterreichisches Volksblatt“ in dieses System einzubeziehen. Das heißt konkret, das Lin-zer- und Niederösterreichische Valksbiatt als mutierte Ausgaben der „Kärntner Volkszeitung“ herauskommen zu lassen oder umgekehrt. Abgesehen von den enormen ver- verkehrstechnischen Schwierigkeiten stehen diesem Plan auch rechtliche entgegen: Das „Lin-zer Volksblatt“ mitsamt allen mutierten Ausgaben muß in der Druckerei des Ober- österreichischen Landesverlages hergestellt werden.

Alle diese Pläne beweisen, daß viele ÖVP-Anhänger sich doch im Besitz einer ÖVP-Zeitung sehen möchten. Sie beweisen auch, daß die ursprünglichen Pläne richtig waren und vielleicht besser hätten durchgeführt werden können. Aber wieder einmal hatte die ÖVP ihre Stunde nicht erkannt.

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