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Zimbabwe rückt näher

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Am Montag begann in London die Rhodesien-Konferenz - der Versuch, dieses Problem auf friedlichem Weg zu lösen und eine allseits akzeptable Verfassung für Zimbabwe-Rhodesien zu schaffen. Der Ausgang der Beratungen ist völlig ungewiß, zumal Rhodesiens schwarzer Ministerpräsident Abel Muzorewa und sein Kontrahent Joshua Nkomo gleich gar nicht miteinander reden wollten. Hier ein historischer Hintergrundbericht.

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Am Montag begann in London die Rhodesien-Konferenz - der Versuch, dieses Problem auf friedlichem Weg zu lösen und eine allseits akzeptable Verfassung für Zimbabwe-Rhodesien zu schaffen. Der Ausgang der Beratungen ist völlig ungewiß, zumal Rhodesiens schwarzer Ministerpräsident Abel Muzorewa und sein Kontrahent Joshua Nkomo gleich gar nicht miteinander reden wollten. Hier ein historischer Hintergrundbericht.

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Zimbabwe war seinerzeit das Land der Maschona und der Matabele. Die einen waren aus Zentralafrika, die anderen aus dem südlichen Zululand eingewandert. Zwischen den beiden Stämmen herrschte ein permanenter Kriegszustand.

Eine führende Rolle spielte der Ma- tabele-König Lobengula. Als in seinem Land Gold gefunden wurde, schloß er mit der „Britischen Südafrika-Gesellschaft” einen Vertrag über die Schürfrechte. Lobengula erhielt als Gegenleistung zwölfhundert Pfund in Gold und eintausend Gewehre.

Die „Südafrika-Gesellschaft” war durch die Initiative des Engländers Cecil John Rhodes entstanden. Rhodes hatte sich bereits auf den Diamantenfeldern von Kimberley in Südafrika ein Vermögen erworben. Geschäftssinn und politischer Ehrgeiz machten ihn zu einem überragenden Repräsentanten der Kolonialzeit.

Schon als 37jähriger bekleidete er das Amt des Premierministers der britischen Kapkolonie. Unter seiner Ägide fanden sich einige hundert Pioniere zu einem Treck nach Matabele- und Maschonaland zusammen. In der Nähe der Ruinen von Zimbabwe errichteten sie Fort Victoria, weiter nördlich Fort Salisbury.

Rhodes’ „Südafrika-Gesellschaft” hatte sich zur Aufgabe gemacht, das Land zwischen Limpopo und Sambesi für den Handel zu erschließen, seine mineralischen Reichtümer auszubeuten, die Zivilisation des Westens auszubreiten und zwischen den Matabele und Maschona Frieden zu stiften.

Den Eingeborenen konnte jedoch nicht verborgen bleiben, daß die weißen Kolonisatoren hauptsächlich aus eigennützigen Motiven gekommen waren. Rebellionen brachen aus, europäische Siedler wurden ermordet, Niederlassungen der Weißen gingen in Flammen auf.

Matabele und Maschona führten den Kampf zeitweilig gemeinsam, doch die Weißen erhielten Unterstützung aus Südafrika, und schließlich endete der wechselvolle Krieg mit der Unterwerfung der schwarzen Häuptlinge. Das Land der Matabele und Maschona wurde formell annektiert und in Rhodesien umbenannt.

In diesem Land liegt Zimbabwe, Afrikas größtes archäologisches Geheimnis und die eindrucksvollste Architektur, die aus der vorkolonialisti- schen Zeit Schwarzafrikas erhalten geblieben ist. Im Jahre 1868 war ein amerikanischer Elfenbeinjäger, Adam Renders, auf hohes, überwachsenes Mauerwerk gestoßen. Drei Jahre später wurde Zimbabwe von dem deutschen Geologen Karl Mauch wiederentdeckt. Er meinte, die Ruinen könnten nur die Hinterlassenschaft eines zivilisierten Volkes aus dem hohen Altertum sein, eines Volkes, das von Norden in den Süden Afrikas vorgestoßen sei.

Diese Theorie wurde in der Folge vielfach variiert. C. J. Rhodes ließ die Ruinen ausgraben. Zum Vorschein kam die „große Einfriedung”, ein ellipsenförmiger, 224 Meter langer und 9 Meter hoher Mauerring aus gleichmäßig geschichteten, handgehauenen Granitblöcken. Aus dem Komplex ragte das wunderliche Gebilde des konischen Turms von Zimbabwe.

König Salomons Minen, die Königin von Saba, Phönizier und Araber wurden mit Zimbabwe in Verbindung gebracht. Doch immer mehr neigen Wissenschaftler zu der Annahme, daß die Mauern und die ausgegrabenen Kunstarbeiten aus Kupfer, Gold und Seifenstein das Werk verschiedener Bantuvölker sind - ein Höhepunkt Schwarzafrikaner Stadtkultur, von fremden Kulturen beeinflußt und von unbekannten Invasoren ausgelöscht.

Uber die Erbauungszeit Zimbabwes wird nach wie vor gerätselt, manche Forscher gehen bis in das 10. Jahrhundert, andere gar bis in das 6. und 7. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung zurück.

In Afrika ist Zimbabwe einmalig, doch es ist weder Angkor noch Boro- bodur in Asien, weder Cusco noch Chitchenitza in Lateinamerika ebenbürtig. Man sollte Zimbabwe aber gesehen haben, um zu erkennen, daß Schwarzafrika nicht so geschichtslos ist, wie es oftmals im Ausland hingestellt wird.

Allerdings ist Schwarzafrika im Vergleich zu Nordafrika, Europa, Asien und Lateinamerika geschichtsarm. Wir wissen wenig Genaues über die west- und mittelafrikanischen Reiche, die im Mittelalter aufkamen und versanken. Der Mangel an schriftlichen Überlieferungen hat dazu geführt, daß Afrika der „dunkle Kontinent” genannt wurde.

Wo Geschichte hauptsächlich mündlich weitervermittelt wurde, wo konkrete Anhaltspunkte fehlen, blüht um so mehr die Legende und Spekulation. Manche Afrikanisten neigen dazu, die schwarzafrikanische Vergangenheit allzu glorreich darzustellen. Und der nationale Stolz der neuunabhängigen Völker Schwarzafrikas gründet sich vielfach auf solche Darstellungen.

Die Kolonialgeschichte indes wird verdrängt oder in Bausch und Bogen verdammt. Kein Wunder, daß die schwarzen Nationalisten in diesem Land nichts von Rhodesien wissen wollen, sondern von Zimbabwe schwärmen. Der Name soll den Anspruch auf das bisher von einer weißen Minderheit regierte Land demonstrativ unterstreichen.

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