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Zinsen: Entweder -oder

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Der Kapitalmarktausschuß befaßt sich mit einer weiteren Reduzierung des für 1980 vorgesehenen Anleihevolumens, gleichzeitig werden Überlegungen angestellt, wie man den Anlegern auch unter den Bedingungen des geltenden Habenzinsabkommens jene Verzinsung zukommen lassen kann, die den gleichen Kapitalmarktausschuß seiner Anleihe-Sorgen mit einem Schlag entheben würde.

Weil man sich unter dem Druck der leeren Kassen wohl dazu durchringen konnte, daß auch Grundnahrungsmittel ihren Preis haben, aber partout nicht einsehen will, daß auch Geld seinen Preis hat, wird die Situation bei den Zinsen immer verkorkster.

Wobei mit Preis nicht irgendein Preis - sei er hoch, sei er niedrig - gemeint ist, den irgendwelche Bürokraten nach vorgeblich sozialen Gesichtspunkten festsetzen, sondern der Marktpreis. Jener Preis, der auch beim Geld - seien es Einlagen, seien es Kredite - die relative Knappheit anzeigt und einen Ausgleich herbeiführt.

Es gibt hier nur ein „Entweder - Oder":

Entweder will man, daß Geld- und Kapitalmarkt funktionieren, dann muß man auch dgem Preis seine Funktion erfüllen lassen und sich damit abfinden, daß jene, die mit dem Instrumentarium umgehen können, die über die besseren Informationen verfügen, im Vorteil sind, sprich: eine höhere Verzinsung bekommen.

Oder man will mit dem Preis für Geld, den Zinsen, soziale Funktionen erfüllen - dann muß man aber in Kauf nehmen, daß der „Markt" seine wirtschaftlichen Funktionen nicht mehr erfüllen kann.

Daß es jetzt schwieriger geworden ist, „graue" Zinsen zu bekommen (und zu zahlen), sollte für den ÖGB kein Grund zur Freude sein: Es verhindert bestenfalls die höhere Verzinsung der Sparguthaben jener, für die sich der ÖGB angeblich aus Gründen der Gerechtigkeit in die Bresche geworfen hat.

Großeinleger, die mit dem Habenzinsabkommen bestraft werden sollten, verfügen nämlich durchaus über das Know-how, sich auch unter den geltenden Bedingungen ihren Teil zu sichern. Sich in zähen VerhandlungenamBankschal-ter graue Zinsen zu holen, war auch dem sprichwörtlichen kleinen Sparer möglich. Bei Geldmarktzertifikaten, Namensschuldverschreibungen und Wertpapierkostgeschäften, die man sich zur - legalen und durchaus geduldeten! -Umgehung einfallen ließ, muß er freilich das Handtuch werfen.

Ich suche vergeblich den Sinn und die Gerechtigkeit einer Zinspolitik für den „kleinen Mann", die u. a. auch dazu führt, daß „große Männer" subventionierte Millionenkredite um 8,25 Prozent bekommen und das Geld zu 8,75 Prozent im Ausland veranlagen.

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