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Zmites Ostern

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Es ist bemerkenswert, daß die beiden großen Feste der Christenheit doppelt begangen werden. (Wobei davon abzusehen ist, daß ja die Hochfeste Ostern und Weihnachten selbst schon tagelang gefeiert werden - wenigstens im liturgischen Kalender.) Ähnlich, wie wir mit Epiphanie (,JDreikönig") ein zweites und eigentlich älteres Weihnachtsfest kennen, begehen wir auch mit Christi Himmelfahrt ein zweites Osterfest.

Hier allerdings das jüngere. Denn ursprünglich wurde die Himmelfahrt Christi zugleich mit Pfingsten am Ende der SOtägigen Osterzeit gefeiert. Da man zuerst in den verschiedenen Gegenden der Christenheit verschiedene Feste auch zu verschiedenen Terminen gewohnt war, kam es erst zum Beginn des Mittelalters zu gesamtkirchlichen Regelungen.

Dies bisweilen erst nach harten Auseinandersetzungen und nach Kompromissen, die sich auch in Verdoppelungen niederschlugen, aber auch in einem größeren Reichtum an Festen und Formen. So ist unser heutiger kirchlicher Kalender nicht als ein Entwurf wie aus einem Gvß entstanden, sondern durch Verschmelzung aus verschiedenen zeitlichen und örtlichen Traditionen.

Übrigens ist auch diese kirchliche Festordnung nicht unangetastet geblieben, sondern wurde immer wieder nach den Erkenntnissen und Bedürfnissen der jeweiligen Zeit adaptiert und modifiziert — zuletzt vor etwa 20 Jahren im Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils. Es mag verwundem, daß etwas so unabänderlich Scheinendes wie ein kirchlicher Kalender auch Veränderungen unterworfen ist. Doch ist es auch Zeichen einer lebendigen Kirche. Denn nur, was sich bewegt, lebt. Und die Kritiker dieses Konzils vergessen häufig, daß die vor-konziliaren Regelungen auch immer wieder reformiert worden waren.

Ähnlich, wie die beiden Weihnachtsfeste zwei biblische Uberlieferungen desselben Festgedankens (nach Lukas und Matthäus) im Evangelium zur Sprache bringen, geschieht es auch bei den beiden österlichen Festen: Zu Ostern kommen die Evangelisten mit ihrer Auferstehungsbotschaft zu Wort, zu Christi Himmelfahrt jedoch Lukas, der Autor der Apostelgeschichte in der Lesung. (Die Evangelisten erwähnen die Himmelfahrt kaum.)

Doch letztlich künden beide Feste von derselben Botschaft: Jesus ist erhöht, er steht nunmehr über Leben und Tod. Er ist der „Christos" (— was wir mit „Gesalbter" nur unzulänglich übersetzen). Die knappste Fassung dieser Osterbotschaft lautet: Jesus lebt.

26. Teil einer Serie über Zeichen und Symbole im Jahreskreis der Kirche.

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