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Zögern überall

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Kairoer Angaben zufolge steht das erste Kontingent amerikanischer Techniker bereits kurz vor der Arbeitsaufnahme an den sechs elektronischen Frühwarnstationen in der Umgebung der Gebirgspässe Milla und Giddi auf der Halbinsel Slnäi* Die USA hatten sich in dem von Außenminister Henry Kissinger vermittelten Interimsabkommen über die Truppenentflechtung an der ehemaligen „Südfront“ des sogenannten Ramadan-Krieges im Oktober 1973 zur Entsendung von insgesamt zweihundert nicht-militärischen Technikern in dieses Gebiet , verpflichet. Gleichzeitig bestätigte man in der ägyptischen Hauptstadt jedoch amerikanische Meldungen, wonach der kürzlich auf der Suezroute von Port Said nach Eilath geschleußte griechische Frachter mit Zement für Israel vorläufig die letzte Passage dieser Art durch den Kanal sein solle. Drückt sich Ägypten um seine Verpflichtungen aus dem erwähnten Abkommen?

Bislang vollzog sich die Erfüllung des Kissinger-Abkommens anscheinend reibungslos. Die Israelis räumten die ölförderungsanlagen von Abu Rodeis an der Rotmeerküste, ägyptische und isrealische Militärs verhandelten in korrekter Atmosphäre über strategische Einzelheiten des Truppenrückzuges, und das griechische Schiff mit dem israelir sehen Zielhafen wurde in Port Said und Suez korrekt behandel.

Doch jetzt scheinen Schwierigkeiten aufzutreten. Sie begannen offenbar mit der verzögerten Durchfahrt der israelischen Zementfracht durch den Suezkanal. Niemand wußte sich zunächst einen Reim darauf zu machen. Als der Frachter endlich passieren durfte, hieß es, die Passagegebühren seien nicht rechtzeitig eingetroffen, weil sie fehlgeleitet worden sein. Man kann sich vorstellen, welche Probleme mit einer Finanztransaktion zwischen Israel und Ägypten via europäische Bankinstitute verbunden sein mögen. Was den Ägyptern nicht einleuchten will, ist der Umstand, daß man dem Schiffszahlmeister nicht entsprechende Barmittel oder Kreditbriefe an die Hand gab. In der Suezkanalbehörde witzelte man, in Jerusalem sei man so knapp bei Kasse, daß man nicht einmal die politischen Erfolge des zweiten Sinai-Abkommens finanziell einlösen könne.

Dafür gibt es natürlich keinen Beweis. Aber es gibt doch zu denken, daß Außenminister Kissinger die Israelis gebeten haben soll, vorläufig kein Schiff mehr durch den Kanal zu schicken. Präsident Mohammed Anwar es-Sadat soll sich, wie diplomatische Kreise wissen wollten, in Washington darüber beklagt haben, daß die Israelis ihre im Sinai-Vertrag eingegangenen Verpflichtungen nur sehr zögernd erfüllten. Sadat wolle daher zunächst weitere Fortschritte sehen, ehe er die für Israel bestimmte Suezpassage zur Selbstverständlichkeit werden lasse.

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