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Zu kurtgr Schritt

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Ich bin zwar nach wie vor der Meinung, daß es technisch, organisatorisch und ökonomisch am sinnvollsten gewesen wäre, zum ehestmöglichen Zeitpunkt (— flächendeckende Versorgung mit bleifreiem Benzin + ausreichendes Angebot an Katalysatormodellen) bei PKW-Neuzulassungen den Katalysator einfach zwingend vorzuschreiben, muß aber zugeben, daß es schlechtere Lösungen als die jetzt von der Regierung beschlossene Prämien-Regelung gibt.

Ganz kapiere ich freilich nicht, wieso die Regierung bei der Entgiftung der LKW-Motoren und bei den Motorfahrrädern vorerst resigniert hat: Die Dieselmotoren der LKW lassen sich zwar nicht mit der Katalysatortechnik, wohl aber mit anderen technischen Maßnahmen (Abgasrückführung) mindestens gleich gut wie Benzinmotoren der PKW entgiften, und bei den Motorfahrrädern, bei denen derzeit konstruktionsbedingt keine Abgasüberprüfung und -einstellung möglich ist, müßte man halt schleunigst eine andere Motorenkonstruktion vorschreiben. Immerhin gibt es einen Bestand von gut einer halben Million Motorfahrräder. Der LKW-Bestand wiederum beträgt zwar nur ein Zehntel des PKW-Bestandes (einschließlich Kombi), verursacht aber nach übereinstimmender Aussage (ausnahmsweise einmal) aller Experten die Hälfte (!) der vom Kfz-Verkehr in die österreichische Luft geblasenen Stickoxide.

Den Einwand, daß es im Frachtgewerbe auf Grund der europaweiten Uberkapazitäten ohnehin einen mörderischen Wettbewerb gibt und ein Vorpreschen Österreichs den heimischen Frachtern Konkurrenznachteile brächte, lasse ich nicht gelten: Angesichts des hohen Anschaffungspreises eines LKW-Zuges fallen dort die zusätzlichen Kosten für eine A bgasentgiftungsanlage weit weniger ins Gewicht als bei einem Mittelklassewagen.

Sollten die zusätzlichen Kosten aber tatsächlich eine unzumutbare Belastung der LKW-Betreiber sein, dann wäre es immer noch gescheiter gewesen, die bereitgestellten Budgetmittel statt für die ,J?rämierung” des freiwilligen Einbaus von Katalysatoren in PKW zum Ersatz der Kosten der Entgiftung der LKW-Motoren zu verwenden.

Freilich muß man sich im klaren sein, daß auch die zwingende Vorschreibung der Entgiftung von LKW-Motoren in Österreich das Abgasproblem entlang der Straßen nicht lösen würde: Hundert Millionen Menschen reisen pro Jahr mit ihrem Fahrzeug in Osterreich ein, allein über das Inntal und den Brenner fahren pro Tag(!) 3000 ausländische LKW.

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