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Zu Qualität verpflichtet

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Die Kirche „leistet sich” eine FURCHE. Es muß klar sein, daß ein solches Unterfangen seine Eigengesetzlichkeiten hat. Die FURCHE ist kein Verordnungsblatt eines Ordinariates. Sehr wohl aber darf verlangt werden, daß sie mitklingt mit der Aufgabe und der Herausforderung der konkreten und gegenwärtigen Kirche in Österreich und der ganzen Welt.

Ich möchte es vielleicht mit drei Stichworten ausdrücken:

1. Die Unverfügbarkeit: Christlicher Glaube ist keine menschliche Erfindung. Er ist ein Geschenk, das ich nicht einfordern und einklagen kann. Die Menschwerdung und das Weiterleben Christi in seiner Kirche sind letzten Endes unverfügbar.

Sicher hat man dies immer wieder zu rasch für kirchliche Verhaltensweisen beansprucht. Dennoch muß klar sein, daß christlicher Glaube und Wirklichkeit der Kirche nicht die Summen von Meinungen und Anschauungen sind...

2. Immer war und ist die Kirche eine denkende Kirche. Es wird kaum einen Platz in der ganzen Weltgeschichte geben, in der sich eine solche Geistesleistung durch die Jahrhunderte hindurch summiert hat wie in unserer Kirche. Das mühsame Ringen des Geistes, was es um den Menschen und um Gott und die Welt sei, ist ein beschwerlicher Weg, der aber mit allem Ernst und aller Verpflichtung gegangen werden muß.

Die Verschlampungen theologischen Denkens sind oft nicht gering. In der Gegenwart sind hier vor allem die Sakramententheologie, die Amtstheologie und das Denken über die Kirche imvallge-meinen anfällig. Hier soll sich eine Zeitung wie die FURCHE an vorderster Front fühlen und in tiefer Verantwortung agieren.

Zu leicht reißt die trübe Flut des bloß praktischen, nützlichen und machbaren Denkens Dämme ein, die nicht als Absperrungen errichtet sind, weil man Lust an Absperrungen hat, sondern damit das Land fruchtbar bleiben kann.

3. Eine dritte Grundlinie möchte ich mit einigem Zögern nennen, weil ich hier zu wenig im Metier bin: Unsere Heimat hat einen gültigen Künstler hervorgebracht, Rudolf Szyskowitz. Mir haben immer seine Gesichter tiefen Eindruck gemacht, die mir ernst, ohne Grämlichkeit erscheinen, ein Wissen ausstrahlen, das keine Forschheit in sich hat.

Gerade um diese Forschheit geht es mir: Ich kann mir denken, daß ein Schreiber von Beruf in Zeitungen und Zeitschriften diese Tonart lieben kann. Aber ich meine, daß die große Ratlosigkeit, die eine entfernte Verwandte des Staunens und Horchens ist, den Menschen so sehr umfängt, daß ihm muntere Besserwisserei wohl zunächst munter macht, aber ihn doch wieder im Stich läßt.

Behutsamkeit, die zur Kenntnis nimmt, daß wir oft sehr wenig wissen und dennoch vertrauen können, scheint mir für ein Blatt dieses Zuschnitts besonders wichtig.

Uns Älteren klingen noch Erlebnisse und Zeiten nach, in denen „die Katholiken” ihre Presse förderten, abonnierten, verteidigten, verbreiteten.

Heute sind die Menschen nicht mehr auf ihre Zeitung oder Zeitschrift zu „vergattern”. Dies soll uns nicht entmutigen. Nicht der Lärm, sondern die Qualität wird eine Gasse bahnen, und diesen Weg sollen wir uns weiterhin etwas kosten lassen.

Hier aber sei öffentlich bezeugt, daß sich die damit Befaßten in einem überaus mit Dank zu vermerkendem Maße und auch mit Erfolg um diese Qualität bemühen.

Auszug aus der Ansprache, die Bischof Weber bei einer FURCHE-Präsentation in Graz am 22. Juni hielt, bei der auch Generaldirektor Hanns Sassmann und der Chefredakteur kurze Worte an ein illustres Publikum richten konnten.

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