ALT-WIEN ER PALETTE. Von Franz Joseph Grobauer. Im Selbstverlag, Wien. 142 Seiten.
Wer über Wien schreiben will, hat es nicht viel besser als jener Neuling, der einst Leo XIII. bekanntgab, daß er ein Buch über Rom schreiben wolle. „Das können Sie nur, wenn Sie entweder zehn Tage oder aber mindestens zehn Jahre hier gelebt haben“, lautete die Antwort. Die Klischeefabrikanten aus dem In- und Ausland haben schon, fast alles zu Abziehbildchen verarbeitet. Manche Wiener Kulturhistoriker versuchen dem wuchernden Kitsch dadurch zu entgehen, daß sie sich hinter dem Gestrüpp einer spezialisierten Fachsprache verschanzen oder eine entlegene Thematik aufsuchen. Franz Joseph Grobauer, der dem Leser schon manches Volksbuch bescherte, ohne daß sich der Fachhistoriker darüber entrüsten mußte, hat dies:: nun auch mit dem Thema Wien gewagt. Er hat den rechten mittleren Weg gefunden: Seine Arbeit ist kein unfundiertes feuilletonistische Mehlspeisgeplauder — denn man merkt deutlich das gewissenhafte Archivstudium. Sie ist aber auch kein schwerfälliges Konvolut: Der Wiener und besonders der Nichtwiener werden sie mit Freude in einem Zug oder, besser noch, in einzelnen Absätzen lesen.
