Gletscherschauspiel „Hannibal“: Alpenkrieg

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Manuela Tomic über das fragwürdige Gletscherschauspiel "Hannibal" in Zeiten des Ukraine-Krieges.

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Manuela Tomic über das fragwürdige Gletscherschauspiel "Hannibal" in Zeiten des Ukraine-Krieges.

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Manche Events sind zum Lachen, wären sie nicht zum Weinen. So feiert das beschauliche Sölden im Tiroler Ötztal jährlich das Gletscherschauspiel „Hannibal“. Inszeniert wird die Alpenüberquerung des Feldherrn Hannibal im Herbst 218v.Chr. Geschichtsinte­ressierte können den kriegerischen Feldzug inklusive Getränke und Imbisse für rund 85 Euro live erleben. Pistenbullys, Flugzeuge, Tänzer, Elefanten (keine echten, liebe Tierschützer) und Feuergefechte sorgen für ein unvergessliches Erlebnis. Tirol ist eben ein Vorzeigeland in Sachen Erlebnispädagogik. Nun aber stößt das Schauspiel in der „überwältigenden Naturkulisse“ auf Kritik. Nicht nur Naturschützer, auch die Landesregierung hat angemerkt, dass man, im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine, auf das Action­spektakel in den österreichischen Alpen verzichten könnte. Doch weil das Land Tirol von den Bergen, also von oben herab regiert wird, findet „Hannibal“ natürlich statt. Früher hätte man sich über die befremdliche Show gewundert und den Kopf geschüttelt. Doch in Zeiten wie diesen, in denen nur wenige Kilo­meter entfernt ein brutaler, grausamer Krieg stattfindet, sind solche Events eben nur noch zum Lachen, wären sie nicht zum Weinen.

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