Im Keller

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Martin Tauss über die Immobilien der Zukunft.

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Martin Tauss über die Immobilien der Zukunft.

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Kürzlich kam er mir in den Sinn. Der Keller im Haus meiner Oma. Als Kind stieg ich dort hinab, über steile Stufen. Unten gab es einen Aufenthaltsraum, durch kleine Fenster schaute man gerade noch in den Garten. Die Atmosphäre war dämmrig, es roch muffig. Spinnweben schimmerten in den Winkeln. Ein Tisch war da mit Eckbank; Kästen mit staubigen Flaschen und Gläsern darin. Doch nie hat man sich dort zugeprostet. Nie traf ich dort überhaupt irgendjemanden an. Über all die Jahre blieb das untere Wohnzimmer seltsam ungenutzt. Heute wäre das anders. Im Kreuzfeuer nervenzersetzender Hitzewellen haben sich die Dinge umgekehrt. Unten ist das neue Oben. Auch wenn es manche im Immobiliensektor noch gläsern verdrängen: „Lichtdurchflutete Wohnungen“ rangieren bald auf dem Niveau von „Bastlerhit“ – was beim Normalsterblichen zu einer „Hermeneutik des Verdachts“ führen sollte. Die Immobilien der Zukunft werden steinerne Dunkelräume sein. In die unterirdischen Gewölbe wird das pralle Leben einkehren. Und der muffige Raum im Haus meiner Großmutter weckt gerade goldene Erinnerungen.

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