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Zukunft an der Donau
Nicht nur der Versuch einer grenzüberschreitenden Kooperation wird im Falle der gemeinsamen Weltausstellung mit Budapest für Wien wichtig sein, sondern j edenf alls auch die städtebaulichen Konsequenzen eines solchen Unternehmens. Die Entscheidung für den EXPO-Standort nahe der UNO-City am Ende der Reichsbrücke im 22. Bezirk setzt in architektonischer Hinsicht Akzente, die die Entscheidung für die Entwicklung eines neuen Stadtteiles in der Zeit nach der Weltausstellung signalisieren.
Dem gewaltigen Vorhaben angemessen war der Vorgang der Ideen-findung. Städtebauliche Gutachten wurden von den Wiener Architekten Hans Hollein und Coop-Himmelblau, Gustav Peichl, Hugo Potyka und Albert Wimmer ausgearbeitet. Auf diesen Expertisen aufbauend wurde im Wiener Gemeinderat im Frühjahr 1990 das „Leitprogramm für den donaunahen Entwicklungsraum” beschlossen. Die amerikanische Bechtel Corporation arbeitete ein Raum-und Funktionsprogramm aus, das vom Frankfurter Architekturbüro
Albert Speer anhand von Testprojekten überprüft und mit Studien von Prof. Peter Jocksch (Kassel) und Felix Josef (Triconsult/Wien) ergänzt wurde.
Der Wettbewerb für die Gestaltung des Geländes wurde gleichermaßen für Architekten und Absolventen (junge Architekten, die noch keine Berufsbefugnis haben) ausgeschrieben. Dadurch konnte erreicht werden, daß Ideen auch jener Architekten erfaßt werden konnten, die über kein großes Büro verfügen und so von Haus aus chancenlos gewesen wären. Der Architekturwettbewerb erbrachte 84 Projekte, die die Aufgabenstellung auf unterschiedliche Art zu bewältigen suchten. Zwei widersprüchlichen Anforderungen mußte dabei entsprochen werden: Einerseits ein attraktives Gelände für eine Ausstellung zu sein, andererseits mit möglichst geringen Kosten für die Nachnutzung zur Verfügung zu stehen, ein Kristallisationspunkt für die weitere städtische Entwicklung zu sein.
Preisträger des Wettbewerbes wurde Sepp Frank. Von der Jury hervorgehoben wurde die besondere harmonische Einbettung seines Projekts in die bestehende Situation zwischen UNO-City und Reichsbrücke. Die städtebaulich klare Gliederung des Grundstücks verfügt mit dem „großen Dach”, der sogenannten „Donauwelle”, über ein charakteristisches Zeichen für die Ausstellung. Die städtebaulichen Grundsätze des Projekts lassen eine Verdichtung mit solitä-ren Bauwerken rund um die UNO-City und das Konferenzzentrum erkennen.
Unorthodoxe Ideen
Eine klare Zäsur mit einem langgestreckten, parallel zur Donau verlaufenden Baukörper trennt dieses Gebiet vom eigentlichen Zentrum des Ausstellungsgeländes zur Donau hin. Das Projekt rückt die Stadt an den Strom und läßt eine Nachnutzung als brauchbar erscheinen, da die Donauinsel in die Gestaltung miteinbezogen worden ist.
Doch auch die anderen Projekte verdienen Aufmerksamkeit, werden doch große Entwürfe geliefert, die zeigen, welche Möglichkeiten zur Verfügung stünden. Gerhard Brod-nig (Klagenf urt) möchte einen Turm auf Stelzen errichten, der alle Bauwerke der Region mächtig überragt, Steven Holl (New York) eine streng geometrische Stadt, deren Konstruktionen das Entlastungsgerinne überspannen, Petr Malinsky (Prag) einen steilen elliptischen Bogen, der zu beiden Seiten der Reichsbrücke steht und die UNO-City überragt. Bis 18. März sind die Entwürfe im Österreichischen Museum für angewandte Kunst (1., Weiskirchnerstraße 3) zu sehen, danach sollten sie in einem Raum des EXPO-Geländes gut dokumentiert für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Sie könnten eine Ideenbörse für städtische Entwicklung sein, die finanziell großzügiger als sonst Maßstäbe setzt.
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