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Zukunftswerkstatt

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In der südlichen Steiermark wird weiterhin das Projekt „Wildon", das mittlerweile auch schon interna- tionale Anerkennung gewonnen hat, betrieben (FURCHE 20/1987). Es unternimmt den Versuch, eine örtliche Kreislaufwirtschaft mit Brennstoffen einzurichten. Auf landwirtschaftlichen Flächen wer- den Pflanzen gezogen, die getrock- net und in einer eigenen Anlage brikettiert werden, um dann in den besonders für die Verwendung sol- cher Briketts adaptierten Heizan- lagen des Ortes verbrannt zu wer- den.

Die dazu benötigte Biomasse wird aus der unmittelbaren Umgebung bezogen (aus einem Einzugsbereich von rund 100 Quadratkilometern). Den Bauern wird die Wechsel- fruchtbewirtschaftung empfohlen, also etwa Mais und Klee abwech- selnd.

Kürzlich wurde erstmals auch auf einer Fläche von einem halben Hektar Elefantengras gepflanzt, das sich wegen seines hohen Ertrags als Energielieferant besonders gut eig- net, berichtet August Raggam von der TU-Graz, der das Projekt leitet. Es gestattet Ernten von bis zu 90 Tonnen je Hektar und wird derzeit auf seine Einsatzmöglichkeit gete- stet. Im Vergleich dazu erzielt man mit Klee etwa 21, mit Mais 20 oder mit Holz aus Wäldern fünf Tonnen je Hektar. Bei Versuchen in Bos- nien gelang es allerdings bereits in Pappelplantagen einen Ertrag von 30 Tonnen je Hektar zu erzielen.

Probleme gibt es weiterhin mit den Preisen bei der Biomasse. Will man nämlich den Bauern einen angemessenen Gegenwert für ihre Ernten zahlen, so ergibt das Bri- kettpreise, die etwas über den der- zeitigen Preisen des Heizöls liegen. Verwendet man allerdings zur Bri- kettierung Abfälle der Holzindu- strie, so lassen sich selbst die der- zeit allzu niedrigen Ölpreise sogar um 50 Prozent unterbieten. Auf ein ähnlich niedriges Preisniveau könnte man die Briketts auch dann herabdrücken, wenn man zu ihrer Herstellung das oben erwähnte, ertragreiche Elefantengras im gro- ßen Stil heranziehen könnte.

Der Ertrag an Biomasse ist stark vom Wasserangebot abhängig und somit von der Fähigkeit des Bo- dens, Wasser zu speichern. Daher ist bei den Versuchen auch der Verbesserung der Bodenqualität Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Damit Biomasse nicht nur in Pi- lotprojekten zum Einsatz kommt, sondern wirklich konkurrenzfähig wird, ist allerdings die Einführung einer Steuer auf importierte, fossi- le Brennstoffe erforderlich.

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