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Zum Abschied

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Israels Botschafter Yissak- har Ben-Yaacov tauscht. Austria mit Australia. Als er 1979 nach Österreich kam, erregte er schon deshalb Aufmerksamkeit, weil die meisten seiner Vorgänger aus dem Gebiet der alten Monarchie stammten.

Ben-Yaacov dagegen wurde 1922 in Hamburg geboren, von wo seine Familie nach Palästina auswanderte, als er elf Jahre alt war. Er absolvierte das Gymnasium in Tel Aviv, war dann in der Gewerkschaftsbewegung tätig, trat aber bei Gründung des Staates Israel in dessen auswärtigen Dienst ein.

Als Ben-Yaacov Missionschef in Wien wurde, standen bereits dunkle Wolken über den offiziellen Beziehungen unseres Landes zu Israel. Bald mußte er die Besonderheiten des österreichischen, ja sogar jüdischen Antisemitismus kennenlernen.

Sicher hat er wahrgenommen, daß die Volkesstimme sowohl gegenüber dem Staat Israel wie auch dem Judentum im allgemeinen anders lautete als manche offizielle Äußerung…

Einen aus demselben Kulturkreis stammenden Botschafter Israels muß es wohl besonders schmerzlich getroffen haben, wenn ausgerechnet die Arbeitsgemeinschaft für Christentum und Sozialismus zum Boykott israelischer Waren aufrief, weil ihm aus seiner Jugendzeit noch die Naziparole „Kauft nicht bei Juden“ erinnerlich war.

Und er dürfte sich auch gewundert haben, daß im „christlichen“ Österreich zwar viel von den Massakern in Palästinenserlagern des ‘Südlibanon die Rede war, aber wenig vom Bedauern, daß diese Unmenschlichkeiten zwar von der israelischen Armee zugelassen, jedoch von Christen begangen wurden.

Gerade während der Libanon-Krise hat Botschafter Ben-Yaacov mehr diplomatischen Instinkt, aber auch Entschlossenheit und Mut bewiesen als die offizielle israelische Außenpolitik, die den Eindruck erweckte, es könne ihr völlig egal sein, welches moralische Urteil die Welt über sie fällt.

Zu hoffen ist, daß der scheidende Diplomat sich, auch aller jener Bestrebungen erinnern wird, die (wie das Informationszentrum, die Deklaration der Pastoral- kommission, die Antisemitismusforschung des Instituts für Zeitgeschichte usw.) der Verständigung von Christentum und Judentum gewidmet sind.

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