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Zum Beispiel Freiburg

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Vier Werke aus dem Repertoire der Freiburger Spielzeit bilden den festlichen Abschluß der Opernsaison: „Rosenkavaiier“, „Falstaff“, „Freischütz“ und „Meistersinger“ mit internationalen Opernstars aus Wien, München, Hamburg und von der Metropolitan Opera, New York.

Im Jahresprogramm des 3-Sparten-Betriebs Oper-Ballett-Schauspiel-daau acht Konzerte im Großen Haus der Städtischen Bühnen Freiburg, gibt es zwar nicht allzu viele absolute Höhepunkte, aber man ist sehr bemüht, Neues, Unbekanntes dem Publikum anzubieten. So die vorletzte Inszenierung von Adolphe Adams komischer Oper „Wenn ich König war“. Sehr liebevoll und aufwendig (in Freiburg immer ein Fi-nanzproblem) legte der scheidende Dramaturg Wolfgang Ploch, gleichzeitig stellvertretender Intendant, diese typische Opera buffa an. Ironisierende Indienarchitektur und farbenfrohe, stilistisch aparte Kostüme machten den Eindruck vollkommen. Es wunde mit viel Witz und Spiellaune inszeniert, und ein Ensemble mit schönen Stimmen und gutgeführtem Orchester kamen dem Opernmärchen sehr zustatten.

Ein Höhepunkt, nicht nur dieser Saison, sondern seit Jahren überhaupt, der jedem subventionierten Haus zur Ehre gereicht, war die Freiburger Erstaufführung von Hans Werner Henzes, „Der junge Lord“. (Ein Wenk übrigens, das an dieser Stelle wiederholt der Wiener Staatsoder Volksoper empfohlen wurde. Anm. der Redaktion.) Ingeborg Bachmann schrieb das Libretto nach einer Parabel aus „Der Scheich von Alessandria“, die wiederum W. Hauff zu seinem Märchen .„Der Affe als Mensch“ verwendete. Henze ist das, wie er selbst gesteht, Anregung gewesen, sich an Mozarts „Cosi fan tutte“ zu inspirieren: Es ist eine echte Ensembieoper, in der Wort und Ton geistvoll ausgewogen werden.

Alle Sänger aufzuzählen, ist hier nicht der Platz, aber zwei Gäste machten den Abend, vor allem das Spiel, zum Ereignis. Frau Boruvka in der Rolle der Baronin Gnüniwiesel. Sie verfügt über einen technisch beherrschten, warmen Mezzosopran und setzt ihre Pointen intelligent und treffend ein. Ebenso Stanley Kolk, einer der wenigen Sänger, die sich an die äußerst hohe Tenorlage dieser Rolle heranwagen. Bis zum makabren Finale spielt er das „Äffische im Menschen“ faszinierend aus. Die musikalische Leitung des Frei-burger GMD Peter Seibel, der die Partitur schon in Frankfurt dirigierte, hat das Gespür für diese Musik, sowohl für ihre Transparenz und die gelegentlichen Klamigfoallun-gen.

Diese Saison wurde mit einem intendantenlosen Sommer beendet. Vom Herbst an wird Intendant Beilharz aus Tübingen die Geschicke des Hauses leiten. Beilharz kommt vom Schauspiel und will die Studenten der Stadt mehr ansprechen. Das Jugendtheater gewinnt wieder mehr an Interesse, das Beilharz mit Lesungen, Konzerten, Ballett und Matineen noch verstärken will. Die Saison wird eingeleitet mit einem Theatermarkt, der drei Tage dauert und Sketches, Opern und Führungen durch sämtliche Magazine des Theaters vorsieht.

„Der fliegende Holländer“ bildet den Auftakt im September. Femer stehen Brecht und Mozart am Anfang der neuen Opernsaison. Die Operette muß hier besonders gepflegt werden, der 'guten Bilanz wegen. Seit Jahren hat Freiburg laut westdeutscher Statistik die besten Einnahmen zu venbuchen. Das Abonnement nimmt ständig zu, also keine Berechtigung, von einer Theaterkrise zu sprechen — jedenfalls nicht in der „Provinz“.

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