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Zum Tod von Josef Schoiswohl

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Am 26. Februar, wenige Wochen nach der Vollendung seines 90. Lebensjahres am 3. Jänner, ist der Altbischof der Diözese Graz-Seckau, Josef Schoiswohl, gestorben, am 2. März ist er in seinem Heimatort Guntramsdorf zu Grabe getragen worden.

„Ich verweigere nicht die Arbeit” („Non recuso laborem”) lautete der bischöfliche Wahlspruch des gebürtigen Niederösterreichers, der aus einer stei-rischen Arbeiterfamilie stammte. Als junger Doktor der Theologie und Domkurat am Wiener Stephansdom erlebte er hautnah die Auseinandersetzung der katholischen Kirche mit dem Nationalsozialismus, später wirkte er als Pfarrer in Wien-Mauer. 1949 wurde er zum Apostolischen Administrator für das Burgenland ernannt, 1951 zum Ti-tularbischof geweiht, 1954 als Diözesanbischof von Graz in die Steiermark berufen, wo er sich um die Seelsorge, um die Aktivierung der Laien und um die Bildungsarbeit besonders verdient machte.

Als er überraschend am Silvestertag 1968 seinen freiwilligen Rücktritt bekanntgab, setzte sich Schoiswohl keineswegs zur Ruhe, sondern wirkte noch in Wiener Neustadt und bei vielen Exerzitien und Einkehrtagen als unermüdlicher Seelsorger. Der von Papst Paul ”frl. zum Titular-erzbischof von Monteverde Ernannte äußerte sich noch mehrmals sehr freimütig zu Entwicklungen in der Kirche.

Zwei Begegnungen mit Erzbi-schof Schoiswohl, die mir seinen Mut und seine Menschlichkeit vor Augen führten, werden mir unvergeßlich bleiben. Anläßlich einer Tagung zum Jahr 1938 erzählte er, wie er damals das „Heil Hitler” eines SA-Mannes zweimal mit einem deutlichen „Grüß Gott” beantwortete. Undin einem Interview (FURCHE 39/1987) spürte ich, wie sehr er von der Teilnahme am II. Vatikanischen Konzil und vor allem von der Person Johannes XXIII. geprägt war und auflebte, wenn er über diese Erfahrung sprechen konnte. Was Schoiswohl damals selbstkritisch über die Konzilstexte sagte, kann man wohl als eine Art Vermächtnis und Auftrag verstehen: „Wirhaben uns nachher viel zu wenig damit beschäftigt.”

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