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Zum Ubermut hat keiner einen Grund

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Die „ganze steirische Breite" ist Josef Krainer also genau so breit wie zuletzt seinem Vorgänger Niederl geraten: eindrucksvoll, aber nicht umwerfend.

Dieses Urteil mag ungerecht er-, scheinen, hat doch der Landeshauptmann nie mehr als die Behauptung des bisherigen Mandatsstandes als Wahlziel bezeichnet. Und es ist auch nicht so, daß er für einen solchen Status quo nicht hätte zwei Jahre früher wählen lassen müssen: Denn nun hat er fünf Jahre vor sich, sonst wären es nur noch zwei gewesen, und wer weiß, wie die Welt 1983 aussieht, wenn auch im Bund gerade gewählt worden ist.

Trotzdem: So ganz im Tiefsten seines grünen Herzens hat Krainer natürlich auf ein Zusatzmandat gehofft - und sicher nicht darauf, daß sein sozialistischer Widerpart Gross und nicht er das wackelnde FPÖ-Mandat erben sollte. Jedenfalls konnte das Wahlergebnis keine der drei Parteien übermütig machen.

Die Krainer-Bäume wachsen ausgezeichnet, aber auch nicht in den Himmel: Die Bundes-ÖVP braucht aus der Steiermark kein politisches Beben zu befürchten.

Die steirischen Sozialisten haben besser, als sie selbst erwartet haben mochten, abgeschnitten — aber von einem roten Landes-hauptmarin in der grünen Mark werden sie wohl noch viele Jahre träumen müssen.

Die FPÖ mußte einmal mehr erkennen: In harten Zeiten lockt deutliches Gewicht und nicht das Zünglein einer Waage.

Auch wenn es bestritten wird, ist aus dem steirischen Wahlgang gewiß auch mancher Fingerzeig fürs ganze Österreich herauszulesen. Die ÖVP hat in einigen Industriegemeinden , überdurchschnittlich gut abgeschnitten, anderswo aber an die SPÖ verloren, während die meisten der abwandernden FPÖ-Wähler eindeutig den Sozialisten zugute kamen.

Möglicherweise ist die spekulative Frage, ob dies Steger oder Götz anzulasten ist, sogar mit „beiden" zu beantworten: Jene, die mit der ÖVP-Nähe von Götz in Graz nicht mehr ganz glücklich sind und eher den zur SPÖ tendierenden Steger-Kurs goutieren, haben ihre Stimme statt des Schmiedels vielleicht gleich dem Schmied gegeben…

Freüich: Direkte Rückschlüsse auf das Wählerverhalten bei der nächsten Nationalratswahl kann man aus dem steirischen Ergebnis keine ziehen. Eine Ermutigung zur Vorziehung einer Wahl gleich um zwei Jahre war ^as Resultat, so scheint es, nicht.

Die Bundes-ÖVP aber muß zur Kenntnis nehmen: Eine Reduktion von Wahlkampfaussagen auf gestisch untermalte Banalitäten kann sich ein Titelverteidiger, niemals aber ein Angreifer leisten. Von dem erwartet man klare, einprägsame Alternativen.

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