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Zunehmende Verflechtung

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Importe und Exporte steigen, immer mehr Leute machen im Ausland Urlaub, die Auslandsverschuldung wächst…, der Spielraum der Wirtschaftspolitik wird enger, was Risken birgt.

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Importe und Exporte steigen, immer mehr Leute machen im Ausland Urlaub, die Auslandsverschuldung wächst…, der Spielraum der Wirtschaftspolitik wird enger, was Risken birgt.

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Die 20jährige Wachstumsphase nach dem Zweiten Weltkrieg hat die wirtschaftliche Verflechtung der einzelnen Volkswirtschaften bedeutend verstärkt. Kleinere Industrieländer sind im allgemeinen mit den internationalen Märkten stärker verbunden, das heißt „offener“ als relativ autarke Wirtschaften wie etwa die USA und die Sowjetunion. Die weltwirtschaftliche Integration offener Volkswirtschaften hat einen Verlust an autonomen Handlungsspielräumen für wirtschaftspolitische Instanzen zur Folge.

Der internationale Handel mit Gütern und Dienstleistungen ist in der Nachkriegszeit stärker gewachsen als das Nationalprodukt (BNP). Im Jahr 1980 wurden mehr als zwei Fünftel des BNP importiert, etwas

mehr als 37 Prozent exportiert. 1960 betrugen die entsprechenden Werte nur 25 bzw. 24 Prozent.

Der Osthandel spielt in Österreich im Vergleich mit den anderen OECD-Staaten aus historischen, politischen und geographischen Gründen eine große Rolle. Im Jahr 1980 erreichte der Export Österreichs in die Staatshandelsländer (ohne Jugoslawien) 3,9 Prozent der Ostexporte aller OECD-Länder. (Im Vergleich: Im selben Jahr tätigte Österreich weniger als ein Prozent im OECD- Räum).

Das chronische . Įjefįzįt jrp,,Warenaußenhandel Österreichs wird zum Teil durch die Überschüsse des Dienstleistungsverkehrs finanziert. Der wichtigste Aktivposten der Dienstleistungsbilanz ist der Reiseverkehr, der im Jahr 1980 Überschüsse von mehr als 40 Milliarden Schilling erbrachte: Einnahmen von über 75 Milliarden Schilling standen Ausgaben österreichischer Touristen im Ausland von rund 34 Milliarden gegenüber.

Im Jahr 1980 wurden mehr als 90 Millionen Ausländerübemachtungen in Österreich gezählt (1950 hingegen erst 4,8 Millionen). Mehr als 72 Prozent aller Auslandstouristen kamen 1980 aus der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Konzentrationsgrad im Fremdenverkehr ist vergleichbar mit der Einseitigkeit der Exportstruktur von Monokulturländern.

Die Intemationalisierung aller Wirtschaftsaktivitäten tritt bei der Kapitalverflechtung besonders deutlich zutage. Die Herausbildung von internationalen Geld-, Kredit- und Kapitalmärkten seit dem Ende der fünfziger Jahre hat zu einer Integration des Finanzsystems geführt mit dem Resultat, daß insbesondere kleinere Staaten ihre Handlungsspielräume speziell auf dem Gebiet der Zinspolitik stark eingeschränkt finden.

Die österreichischen Kreditinstitute haben sich in den siebziger Jahren verstärkt internationalen Finanzierungsgeschäften zugewandt. Im Jahre 1970 waren die kurzfristigen Verpflichtungen der österreichischen Kreditinstitute gegenüber Ausländern um 1,4 Milliarden Schilling höher als Forderungen. Im Jahre 1980 betrug der entsprechende Wert 97,6 Milliarden.

Bei langfristigen Geschäften (Laufzeit über ein Jahr) weisen die österreichischen Banken einen Forderungsüberschuß aus. Dieser machte 1970 3,6 Milliarden und 1980 bereits 53,5 Milliarden Schilling aus.

Die Struktur der Auslandsnettopo- sition zeigt, daß die österreichischen Banken Fristentransformationsgeschäfte im großen Stil durchführen. Sie nehmen kurzfristige Gelder auf

den internationalen Finanzplätzen auf und verteilen sie langfristig vor allem an Abnehmer österreichischer Exporte. Die größten Schuldner österreichischer Kredituntemeh- mungen sind Ostblockländer, allen voran Polen, während die kapitalistischen Industriestaaten als Geldgeber fungieren.

Die Zahlungsunfähigkeit oder -unwilligkeit eines größeren Schuldnerlandes könnte gravierende Folgen haben, weniger für die einzelne Bank .als für den Staat (das heißt in diesem Falle für den Steuerzahler), der für den überwiegenden Teil der Exportkredite Garantien übernommen hat.

Die Integration Österreichs in die Weltwirtschaft kommt auch in der Durchdringung durch ausländisches Kapital zum Ausdruck. Der Auslandsanteil ist in der österreichischen Industrie von 1974 bis 1979 um etwa 26 Prozent gestiegen. In der Elektroindustrie waren 1979 rund 56 Prozent aller Arbeitnehmer in Unternehmungen’ beschäftigt, ^dre ilht&F’ aus- . ländischem Einfluß stehöri- >ib- der Erdöl- und Chemieindustrie 41 Prozent. Gesamtwirtschaftlich betrachtet, blieb im angeführten Zeitraum der Auslandseinfluß mit 13 Prozent der Gesamtbeschäftigung gleich.

Offene Stellen wurden seit den sechziger Jahren zunehmend mit Gastarbeitern besetzt. Die Anzahl ausländischer Arbeitskräfte in Österreich betrug im Jahresdurchschnitt 1961 16.200 und stieg in den Folgejahren ununterbrochen an: Der bisherige Höchststand wurde im Jahre 1973 mit 226.800 Personen erreicht. Im Jahre 1980 hingegen waren nur noch 174.600 Ausländer in Österreich beschäftigt.

1980 arbeiteten ebenfalls fast 100.000 Österreicher in der BRD und in der Schweiz. Die Beschäftigung von österreichischen Arbeitskräften in diesen Ländern hat sich seit 1961 deutlich erhöht (um 24.300).

Auszug aus: Forschungsberichte des österreichischen Instituts für internationale Politik: ÖSTERREICH IM INTERNATIONALEN SYSTEM, Wilhelm Braumüller, Wien 1983.

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