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Zur Lage auf dem Energiesektor

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Unser gegenwärtiger Wohlstand gründet sich in erster Linie auf eine ausreichende Energieversorgung. Die große Fülle der vielfältigen Warenproduktion wäre nicht möglich, wenn nicht von den Energieträgern die in riesigen Mengen benötigte Antriebskraft für die Produktionsmaschinen sichergestellt wäre. Aber auch für die uns selbstverständlich erscheinenden vielfältigen Dienstleistungen werden große Energiemengen verbraucht.

Bei der Beurteilung der Gesamtsituation auf dem Energiesektor muß man wohl aus den derzeitigen Schwierigkeiten in der “Versorgungslage eine Lehre ziehen und Nutzanwendungen Uber unser künftiges Verhalten und die zu treffenden Vorkehrungen ableiten.

Überlegungen auf diesem Gebiet sollten zum Gegenstand einer mittelfristigen Planung für etwa drei bis fünf Jahre gemacht werden. Man müßte sich aber darüber hinaus ernsthaft mit der langfristigen Planung von etwa zehn bis fünfzehn Jahren auf dem gesamten Gebiet der Energiewirtschaft unter Einbeziehung korrespondierender Fragen des Verkehrswesens befassen. Bekanntlich gibt es ja solche Pläne für die Elektrizitätswirtschaft, die aber den neuen Gegebenheiten angepaßt werden müßten.

Eine Gesamtkoerdination der einander berührenden Probleme wäre besonders wichtig. Bei jeder Planung müssen normalerweise die vorausschaubaren Entwicklungen zur Grundlage genommen werden. Aber auch Umstände, die nicht vorausschaubar waren und daher bei den planenden Überlegungen nicht einbezogen wurden, sollten nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Es muß also grundsätzlich die Bereitschaft bestehen, bei unvorhergesehenen Ereignissen ihre Folgewirkungen zu untersuchen und Abänderungen im Plan zu akzeptieren. Dies erfordert Flexibilität und bewußte Anpassung.

Die Änderung der Preisrelation zwischen den einzelnen Energieträgern wird in jenen Fällen, wo dies möglich ist, zu einer Abänderung der Energiebilanz führen. Eines steht aber jetzt schon sicher fest: Der Preis für Rohöl und damit auch für Derivate wird sich auf einem stark erhöhten Niveau einpendeln. Die Höhe des endgültigen Preisniveaus wird von der Preispolitik, der Eigenversorgung, der Entwicklung der Situation im Nahostkonflikt, dem mengenmäßigen Angebot und der Sparbereitschaft abhängen.

Wenn man nun auf einen längeren Zeitraum die Energieversorgung betrachtet, so bietet sich jene Form an, die nahezu unerschöpflich ist, wobei sie sich wünschenswerterweise auch noch von selber regenerieren soll. Gemeint ist hier die Verwendung von Wasserkraft zur Erzeugung elektrischen Stromes. Bekanntlich wird ja dadurch, daß Wasser verdunstet — somit von der Sonne durch Erwärmung Arbeit geleistet wird —, nach dem zur Erde herabfallenden Regen die Strömung in Flüssen oder die Wasseransammlung in Staubecken zum Antrieb von Turbinen verwendet und über Generatoren Strom erzeugt, somit in einem immer wiederkehrenden Kreislauf ohne menschlichen Arbeitsaufwand eine Umformung der Sonnenenergie in elektrischen Strom bewirkt.

Es ist daher naheliegend, daß wir in verstärkter Form auf diese nicht versiegende natürliche Energiequelle zurückgreifen. Die wirtschaftliche Förderung durch Unterstützung von Seiten des Staates in Form von steuerlichen Begünstigungen bei Energieanleihen, Kapitalinvestitionen und sonstigen Förderungsmaßnahmen für den Ausbau der Elektrizitätswirtschaft sind voll und ganz gerechtfertigt.

Desgleichen müssen auch andere Maßnahmen zur Aufrechterhaltung unserer Energieversorgung, wie etwa die langfristige Sicherung der nötigen Energieimporte, die Einführung energiesparender Produktionsmethoden sowie die Intensivierung der Forschung und Vermeidung von Energieverlusten und Erschließung neuer Energiequellen, ergriffen werden.

Aber auch der allgemeine Appell, Energie zu sparen, ist sehr am Platz. Wir verschwenden nämlich sehr viel davon, zum Teil deshalb, weil sie verhältnismäßig billig ist, aber auch aus Bequemlichkeit, wie wir dies nun einmal in unserer Überfluß- und Konsumgesellschaft bei vielen Waren, Dienstleistungen und Zivilisationsansprüchen gewohnt sind. Wir könnten uns hier durchaus einschränken und zu einem sinnvollen Konsum übergehen, ohne die Lebensqualität zu verschlechtern.

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