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„Ich erhebe meine Stimme“: Sechster Todestag von Jamal Khashoggi
Vor sechs Jahren verschwand der Journalist Jamal Khashoggi in der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul spurlos. Prozesse, internationale Bestürzung und Anschuldigungen waren die Folge. Hat sein Tod das Land verändert?
Vor sechs Jahren verschwand der Journalist Jamal Khashoggi in der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul spurlos. Prozesse, internationale Bestürzung und Anschuldigungen waren die Folge. Hat sein Tod das Land verändert?
Es ist ein Stoff wie aus einem Film: Am 2. Oktober 2018 betritt Jamal Khashoggi in schwarzem Sakko und grauer Jeans das saudi-arabische Konsulat in Istanbul, um Dokumente für seine geplante Hochzeit abzuholen, die schon am nächsten Tag stattfinden sollte. Kurz vorher äußerte sich Khashoggi bei Freunden skeptisch über seinen Termin in der Botschaft. Er dürfte sich wohl bewusst gewesen sein, dass es für jemanden wie ihn nicht ganz ungefährlich ist, das Konsulat zu betreten. Jamal Khashoggi ist zu dieser Zeit der wohl kritischste Journalist Saudi-Arabiens.
Jahrelang berichtete er über das saudische Königshaus, pflegte Beziehungen zu saudischen Eliten, Islamisten und Demokraten gleichermaßen. Khashoggi stammt selbst aus einer prominenten saudischen Familie. Sein Großvater war Arzt und behandelte den König, während sein Onkel als bekannter Waffenhändler in Erscheinung trat.
Die Bedrohung für Khashoggi nahm ab 2015 zu, als Mohammed bin Salman zum Kronprinzen und mächtigsten Mann des Königreichs aufstieg. Mohammed bin Salman zentralisierte die Macht und ließ keinen Widerspruch zu, was die politische Landschaft in Saudi-Arabien stark veränderte. Jegliche Kritiker sollten aus dem Weg geräumt werden. So auch Khashoggi.